5d in Berlin

Als Erstes möchte ich betonen, dass diese Arbeitswoche sowohl aus der Sicht der Lehrer als auch der der Schüler vollauf gelungen ist. Die Stimmung war von gegenseitigem Respekt und Interesse geprägt, sie war trotz düsteren Themen allerdings auch entspannt und locker, da viel Arbeit schon im Voraus geleistet worden war. Das Ziel der Woche war, die „Narben“ Berlins – wie etwa die Berliner Mauer oder Gedenkstätten staatlichen Terrors – anhand ausgewählter Besichtigungen historisch zu verstehen.

In Berlin angekommen, deponierten wir unser Gepäck in den Hotelzimmern und begannen unser Wochenprogramm sofort mit einem Rundgang durch Ost-Berlin. Schade war, dass es an diesem Tag durchgehend regnete, wodurch es schwierig wurde, vortragende Schülerinnen und Schüler zu hören – aber wir hatten ja unmittelbar vor dem Rundgang, wie bei den späteren Besichtigungen, einen von einer Schülergruppe verfassten Text erhalten, worin wir mit der historischen Relevanz der von uns zu besuchenden Stätten vertraut gemacht worden waren. Diese von Schülern durchgeführte Stadtführung verschaffte uns einen ersten Überblick über Berlin. Das Abendprogramm bestand für die meisten aus einer Veranstaltung namens Theatersport. Mir persönlich gefiel diese sehr. Die Schauspieler setzten Ideen des Publikums um und schufen so ein Improvisationstheater.

Für Dienstag war eine Führung im Staatssicherheitsgefängnis organisiert. Diese war sehr informativ und deshalb auch bedrückend. Nach der Führung tauschten sich die Schüler gegenseitig darüber aus, was sie an der Thematik am eindrücklichsten fanden. In meinem Fall war es der letzte Raum der Führung: eine Beruhigungs-Gummizelle, an deren Wänden noch originale Kratzspuren der Insassen sichtbar waren. Dass diese Kratzspuren authentisch waren, hatte eine sehr starke Wirkung auf alle Schüler. Manche heiterten sich am Abend nach dem Stasi-Gefängnis an einem Konzert auf.

Am Mittwoch stand der Besuch des Konzentrationslagers Sachsenhausen auf dem Programm. Leider war der Mitarbeiter der Gedenkstelle, der uns führte, rhetorisch nicht gerade begabt. Er wiederholte sich oft und gestaltete den Inhalt nicht interessant. So verfehlte die Führung letztlich ihr Ziel. Um einen angemessenen Eindruck bei den Schülern zu erzeugen, schickten uns die Lehrer nach einem kurzen Imbiss und Aufwärmen in einem Café eine weitere Stunde auf individuelle Erkundungstour. Manche schauten während dieser Zeit einen Dokumentarfilm über das Thema, andere lasen zum Beispiel die unzähligen Namen der Todesopfer, welche in einem Buch festgehalten waren. Unser Geschichtslehrer hatte uns auch einige Vorschläge gemacht, was wir uns ansehen könnten.

Am nächsten Tag mussten wir wegen einer kurzfristigen Erkrankung des mit der Führung „Berlin einmal anders“ Beauftragten spontan umplanen. So besuchten wir die Ausstellung „Topographie des Terrors“. Vor der Ausstellung gaben uns die Lehrer zwei Leitfragen, welche wir dann am Schluss zusammen besprachen. Auf diese Weise konnten wir in relativ kurzer Zeit sehr viel durch die Analyse von Fotografien lernen und verstehen. Am Nachmittag gingen einige von uns ins Olympiastadion. Dies war leider das einzige „sportliche“ Programm, das in dieser Woche zustande kam. Alles andere, was wir uns vorgenommen hatten, wurde vom Regen sozusagen weggespült. Der Besuch im Olympiastadion war freiwillig, doch meiner Meinung nach hat er sich sehr gelohnt. Unsere Führung war sehr interessant, da sie sowohl historische als auch architektonische Aspekte abdeckte. Zum Beispiel sahen wir die Stelle, von der aus Hitler die Olympischen Spiele eröffnet hatte. Wir hatten durch die Führung aber auch Zugang zu den Garderoben, Presseräumen, VIP-Bereichen und vielem mehr.

Am Freitag stand noch der Besuch im Museum am Checkpoint Charlie an. Dort erzählte uns ein Zeitzeuge, wie er von Ostdeutschland nach Westdeutschland geflohen war. Das Museum umfasste den Themenbereich der deutschen Mauer und der Flucht aus Ostdeutschland. Nach diesem letzten Museumsbesuch mussten wir die Heimreise antreten. Auch diese verlief, wie der Rest der Arbeitswoche, sehr entspannt und heiter, selbst wenn der Abschied am Ende nicht allen leicht fiel.

Als Fazit lässt sich sagen, dass diese Projektwoche lehrreich war und auch den Klassenzusammenhalt gestärkt hat.

Federico Hinterkircher, 5d