Für eine Woche reiste die Klasse ans Ende der Welt.
Ok, das mag vielleicht etwas übertrieben sein - die Welt hat ja gar kein Ende, weil sie rund ist - und doch war eigentlich alles da, um am Ende der Welt zu sein. Das endlose Meer, eine ins Nirgendwo führende Landstrasse, der zersetzende Sand unter den Füssen. Wir waren lange gereist, mit dem Zug gefahren, schliesslich in Cécina angekommen. Die Unterkunft lag etwas abseits zwischen kleinen Bauernhöfen in der Pampa, wo wir in „La Cecinella“ mehrere Bungalows bewohnten. Als wir am Sonntag unser Gepäck über den Beton zogen, an einer Schussanlage vorbei, wo immer wieder ein Knall zu hören war, kamen wir dort an. Einchecken, auspacken, einkaufen. Die anderen eilten an den Strand. Ein etwas ungewohnter erster Abend mit einem Abendessen im Dunkeln, es sollte besser werden.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück. Physik. Im Seminarraum. Die Einführung ins Thema. Repetition der Energie, dazu verschiedene Experimente mit Bällen. Anhand eines Computerprogramms die Bewegungen verfolgen. Dann sollte jede Dreiergruppe am Ende der Arbeitswoche präsentieren, was herausgekommen war. Dafür waren die Devices mitgenommen worden. Dann eine Runde Schwimmen im Pool, danach die Mittagspause. Wir trafen uns beim Verleih zum Beginn einer Fahrradtour. Nachdem wir lange geradeaus über holpriges Gelände fuhren, erreichten wir das Meer in der Nähe des nächstgelegenen Ortes und nach einer längeren Pause wieder zurück. In der Toskana sind die Wege lang und sandig. Von so etwas wie Wegweisern keine Spur. In der Wildnis. Dann kam Freizeit. Dann Abendessen, bald öffneten die Herrn Lehrer eine Flasche Champagner. Angekommen.
Tag drei. Praktisch umsetzen, was am Vortag begonnen worden war. Physikalische Experimente jeder Gruppe. Ein Ort mit W-LAN neben dem Pool. Hier konnten die Videos denjenigen Leuten mit dem Programm auf dem Computer zugeschickt werden. So musste jede Bewegung des Balles „getrackt“ werden, nachverfolgt, was sich in die Länge zog. Dann auch noch Diagramme mit Excel. So dass man gar nicht mitbekam, wie sich die Hälfte der Gruppe aufmachte zum Mittag. Mit den neuen Fahrrädern gings schnell nach Cecina Mare. Das Programm: Stand-Up Paddel fahren an einem herzigen Strandbad. Sonnenschirmen und Dolce Vita. Tang unter den Füssen. Das Wasser war warm. Ein junger Mann mit einem Motorboot führte die Willigen ins Windsurfing ein. Nach dem Nachmittag voll Ereignissen feierte die Kochgruppe die Mitte der Woche mit Tortillas.
Nach dem Frühstück begann der Mittwoch für uns mit einer Stunde Physik-Unterricht, in der wir Zeit erhielten, uns für unseren Vortrag vorzubereiten. Wir beschäftigten uns daher hauptsächlich mit der Durchführung und Auswertung der Experimente.
Anschliessend, von 10-12 Uhr, stand Sport auf dem Programm. Zur Auswahl standen Tennis, Beachvolleyball und Tischtennis, der Grossteil entschied sich für Tennis. Es bestand die Möglichkeit, auf zwei Plätzen Doppel zu spielen, was allen eine Menge Spass bereitet hat. Nach dem Sport hatten wir eine Stunde Mittagspause, bevor das Nachmittagsprogramm, auf das sich alle gefreut hatten, losging. Wir nutzten die Zeit und fuhren mit unseren Velos nach Cecina, wo wir zu Mittag assen. Pünktlich um 13 Uhr versammelten wir uns am Bahnhof, um per Zug innerhalb von einer Stunde nach Pisa zu fahren. Dort bereiteten wir in Kleingruppen Vorträge zu den kulturellen Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie zum Beispiel den „schiefen Turm von Pisa“, vor. Bei der Erkundung der Stadt erfuhren wir einiges über deren Geschichte und Entstehung. Am Abend trafen wir uns in einer Pizzeria unweit des Turms, um gemeinsam zu Abend zu essen. Zur Überraschung aller war danach noch einmal Sport angesagt, besser gesagt: Ausdauer-Sprint. Dieser war nämlich nötig, um den Zug nicht zu verpassen. Da es alle schafften, mehrere Kilometer in wenigen Minuten zurückzulegen, gelang es uns, den Zug zu erreichen und einen ruhigen Restabend auf der Anlage zu verbringen.
Den Donnerstag starteten wir wieder in Halbklassen, wobei eine Hälfte im Pool schwimmen, die andere Klasse Physik machen durfte. Nach dem Mittag standen bereits die Vorträge über unsere eigenständigen Physik-Experimente an und alle Gruppen präsentierten die Auswertung ihrer Versuche. Da es bereits der vorletzte Tag unseres Aufenthalts war, mussten wir anschliessend beginnen, unsere Koffer zu packen und für Ordnung in den Häusern zu sorgen. Zum Ausklang des letzten Abends fuhren wir mit unseren Miet-Velos an die Promenade von Cecina, wo wir mit einem letzten gemeinsamen Abendessen den Tag beschlossen. Als Lokation hatten wir wieder ein traditionelles italienisches Restaurant gewählt, in dem die meisten Pizza bestellten und nach dem Dessert noch ein kurzer Tanz aufgeführt wurde. Auf dem 20-minütigen Rückweg machten wir noch einen Zwischenstopp an einer Eisdiele. Von dort ging es zu Fuss zurück in die Anlage, da wir die Velos vor dem Essen abgegeben hatten.
Am Freitag morgen machten wir uns unmittelbar nach dem Frühstück und ein wenig Packzeit bereits per Shuttle auf den Weg zum Bahnhof. Da wir noch einige Minuten auf den verspäteten Zug warten mussten, reichte die Zeit, um ein zweites Frühstück bei einer lokalen Bäckerei zu holen. Zum Glück mussten wir auf der Rückreise nur zwei Mal umsteigen. Nach einem ersten Halt in Florenz fand der zweite Wechsel in Mailand statt, wo wir genug Zeit hatten, um den Bahnhof zu verlassen. Die mehrstündigen Zugfahren verbrachten wir durch Spielen, Schlafen oder mit Gesprächen, bis wir um 19.27 Uhr pünktlich in Zürich eintrafen. Müde, aber voller Erinnerungen an eine spannende Woche verabschiedeten sich alle und begaben sich auf den Weg nach Hause.
Zurückblickend haben wir in der Toskana eine sehr schöne Zeit gemeinsam verbracht, in der wir uns alle besser kennengelernt und den Klassenzusammenhalt gestärkt haben. Insgesamt war die Arbeitswoche eine gelungene Verlängerung unserer Herbstferien.
Louis Rast, Philip Seidel