Einige Momentaufnahmen, festgehalten von Schülerinnen und Schülern der Klasse.
Montag, 28.9.2015
1. Der erste Eindruck - Duisburg: eine der einst wichtigsten Industriestädte Deutschlands. Was können wir von dieser Stadt nach dem Strukturwandel wohl erwarten?
Schwerbepackt steigen wir aus dem Zug und mit neugierigen Blicken bahnen wir uns den Weg durch den Bahnhof. Da fällt einer älteren Duisburgerin unsere junge Gruppe auf. „Macht ihr hier Urlaub?“, fragt sie uns. „Ja“, antworten wir, einer Konversation ausweichend. „In DUISBURG? Ehrlich?“
So machen wir uns voller Freude auf, die Stadt zu entdecken.
2. Am ersten Tag unserer Arbeitswoche liessen wir uns die Stadt Duisburg von einem Touristenführer zeigen. Dieser war ein eher älterer Herr, der sein ganzes bisheriges Leben im Ruhrgebiet – wenn auch nicht in Duisburg – verbracht hatte. Er schien sehr überzeugt von dieser Stadt und versuchte seine Leidenschaft mit manchem Witz an uns weiterzugeben. Dies gelang ihm insofern, dass wir zu unserer eigenen Überraschung alle von der Stadt erstaunt waren, obwohl ich daran zweifle, dass dies seinen Sprüchen zu verdanken ist. Mir wurde klar, dass auch Duisburg eine charmante Stadt ist und viele Geschichten zu erzählen hat.
3. Wir spazierten am Innenhafen den Schienen entlang. Dieselben Schienen wurden kaum 50 Jahre zuvor von den schweren Hafenkränen für komplizierte Manöver benutzt. Jetzt balancieren wir lediglich darauf. Neben uns sind Gebäude mit grossen Kaminen aus Ziegelstein – Industriegebäude eben – doch darin verrichtet schon seit Jahren niemand mehr schweisstreibende Arbeiten. Wir können in diesen nun deutsche Hausmannskost aber auch Spanisch oder Italienisch essen. Auf der anderen Uferseite befinden sich moderne Büros und weitere Restaurants. Was damals Dreh- und Angelpunkt der städtischen Industrie war, ist nun für uns eine Kulturstätte und Spielplatz. Es treffen zwei Welten aufeinander und wir sind mittendrin.
Dienstag 29.9.2015
1. Eisiger Wind. Stahlblauer Himmel. Imposant ragt der Förderturm von Schacht XII 55m in die Höhe. Ich fühle mich winzig, umgeben von grossen, rostroten Ziegelstein-Gebäuden im Bauhausstil. Gestützt durch Stahlgerüste waren sie beispielhaft für den modernen Industriebau.
Eine tunnelartige Rolltreppe befördert uns nun steil nach oben in das Hauptgebäude: wie Kohlestücke auf einem Förderband.
Wir landen in einer riesigen Halle neben gigantischen Maschinen. Stufe für Stufe, feurig-orange, brennend wie glühende Kohle, führt uns der Weg durch die Dunkelheit in die Tiefe, ins Ruhrmuseum.
Hier atmet man nicht nur die Geschichte des Ruhrgebiets ein: In der Zeche Zollverein wird man Teil davon.
2. Zeche Zollverein. Nach zwei Führungen haben wir die gewonnen Eindrücke aus den gelesen Büchern vertieft. Wir waren ganz schön erstaunt von den Umständen der Arbeiter, so begannen sie teilweise sogar mit 16 Jahren die Arbeit unter Tage. Auch im Ruhrmuseum gewannen wir unglaubliche Einsichten in den Arbeitsalltag; etwas ist besonders hängen geblieben: Damals lag die Lebenserwartung bei nur 45 Jahren, und der Tod war allgegenwärtig.
Mittwoch, 30.9.2015
1. Landschaftspark: altes Eisen, beeindruckende Architektur und viel Grün. Im Landschaftspark Duisburg-Nord vermischt sich die Natur mit Elementen aus der Hochindustrialisierung und bildet somit eine einmalige Atmosphäre.
Aus dem düsteren Thyssen-Hochofenwerk ist eine Kulturlandschaft entstanden, welche wir an diesem Mittwoch erkunden durften. Stufe für Stufe stiegen wir die Treppen des 70 Meter hohen Hochofens hinauf, bis wir dessen Plattform erreichten. Von dort aus genossen wir eine imposante Aussicht, welche uns ermöglichte die überraschend grüne Umgebung Duisburgs aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Donnerstag, 1.10.
1. Ohne Eile spazieren Passanten am Brunnen vorbei. Zurzeit scheint kein Wasser zu laufen, trotzdem leuchtet der blau angestrichene Boden. Die Statue in der Mitte ragt in den Himmel, ein riesiger Vogel, an den sich eine weibliche Figur klammert. Den sogenannten Life Saver nutzen auch wir als Treffpunkt zur Besprechung des von einer Gruppe erarbeiteten Features zur Emanzipation der Frau im Ruhrgebiet. Doch bis zum Schluss bleibt uns die Frage, ob Niki de Saint Phalle mit dem Brunnen feministische Absichten hatte, unbeantwortet.
2. Am Donnerstagabend besuchten wir das Theater an der Ruhr, um einen klassischen Text (Kafkas Verwandlung) in moderner Inszenierung zu schauen. Die Aufführung war sehr verwirrend, was für mich in folgender Szene gipfelte: Die Darsteller begannen mit Äpfeln zu werfen und sich diese zuzupassen. Dabei schrien sie laut und sangen gleichzeitig. Später begann einer der männlichen Hauptdarsteller im Pijama seinen Apfel zu essen, ehe er diesen wild zerkaute und die einzelnen Stückchen in einer widerlichen Weise auf die Bühne spuckte. Für mich war der Nutzen dieser Szene unersichtlich, trotzdem war es auf jeden Fall unterhaltend, ein solch absurdes Chaos zu beobachten.