Früher als die anderen Klassen reiste die 5i zusammen mit Frau Klarer und Herrn Frey schon am Samstag, dem 30. September, ab. Voller Erwartung und Vorfreude trafen wir uns wie abgemacht in der Eingangshalle des Zürcher Flughafens. Da alle reibungslos die kleineren Hürden des Flughafens überwunden hatten, sassen die Schüler und Schülerinnen der IB Klasse schon bald festgeschnallt in den Sitzen.
Die noch etwas schläfrigen Gesichter hatten sich spätestens dann von der zuvor noch vorhandenen Müdigkeit gelöst, als es aus dem Cockpit tönte: ‘Take-off in 1 min“. Und so befanden wir uns schon bald hoch irgendwo am Himmel in einem Meer aus Wolken, das Land unter uns schon bald nicht mehr erkennbar. Nach einer guten Stunde näherte sich die Maschine Hamburg und somit auch der Nordsee, die der Grund für die bekannte Seeluft von Hamburg ist. Und so tauchten wir aus der Ungewissheit kopfvoran in das Hamburger Stadtleben.
Zum Frühstück kaufte uns Frau Klarer Franzbrötchen. Und das Leben war gut. Im Hostel angekommen, bezogen wir die uns zugeteilten Zimmern. Schlicht und effizient die Ausstattung. Wie wir, gab es auch viele andere Jugendliche, die dort eine praktische Bleibe gefunden hatten: Wir waren also unter uns; Herr Frey schon eher über dem Durchschnittsalter. Nachdem wir uns am Nachmittag in Gruppen auf die Entdeckung der Stadt gemacht hatten, stand eine Rundführung durch St. Pauli auf dem Plan. Dabei erfuhren wir mehr über den „Hamburger Berg“ (so genannt, da St. Pauli auf einer gewissen Anhöhe liegt), der seinen Ruf v.a. dem dort ansässigen Vergnügungs-/Rotlichtviertel verdankt. Natürlich war dort am späteren Nachmittag nicht viel los. Erst am Abend lernten wir dann das wahre St. Pauli mit seiner weltberühmten „Reeperbahn“ kennen. Und zwar so richtig:
Life-Konzerte, wilde Bars, darunter eine luxuriöse Rooftop-Bar und auch die Herbertstrasse. Dass die Hamburger gut im Party- Machen sind, stand schon bald fest. Vergleicht man das Hamburger Nachtleben mit dem braven Niederdörfli, wo man die Wahl zwischen einer Stange Feldschlössli für 7.- und einer heissen Schoggimilch hat, so läuft die Hansestadt Zürich klar den Rang ab. Der erste Abend verlief somit aus der Sicht der Schüler mehr als passabel. Aus unerklärbaren Gründen machte uns der Regen schon bald nichts mehr aus und so trudelte das sonst so brave IB nach einer Nacht, die uns sicher noch lange in lustiger Erinnerung bleiben wird, gemächlich in die Jugi ein. Dass Herr Frey und Frau Klarer darüber nicht ganz so erfreut waren, ja, das war halt so ein kleiner Schönheitsfleck an dem Ganzen.
Wer am Abend davor so richtig die Sau raus gelassen hatte, erhielt am Sonntagmorgen prompt die Bestrafung: Nach drei Stündchen Schlaf galt es um 6 Uhr aufzustehen…. Der Grund dafür: Der Fischmarkt, der direkt an der Elbe liegt. Der „Matjes“, sowie der Lachs zusammen mit Zwiebeln schmeckten uns vorzüglich. Und so hatten wir nach dieser „Gönnung“ wieder genug Kraft, um an einem Live-Konzert in der ehemaligen Fischmarkthalle die gewonnene Energie gleich wieder loszuwerden. Also Party ohne Pause.
Umso mühsamer war die Besteigung des „Michels“, eines der wenigen Gebäude, das den zweiten Weltkrieg überstanden hatte. Für die Aussicht hatte sich das Treppensteigen jedoch definitiv gelohnt: Im Süden die Elbe, die wie ein silbernes Band entlang der Hafencity mit der imposanten Elbphilharmonie entlang zog, im Osten die Speicherstadt, im Westen die Altona-Altstadt und im Norden der Fernsehturm sowie das Schanzenviertel. All jene Stadtteile sollten wir entweder in weiteren Führungen oder auf eigene Faust noch vertiefter kennen lernen bzw. erkunden.
Man bräuchte lange, bis man die ganze Woche vollumfänglich erzählt hätte. In diesem Bericht wollen wir aber nur die absoluten Höhepunkte nennen. Das Schanzenviertel z.B. gehört hier definitiv dazu. Ein sehr interessantes autonomes Viertel mit ausdrucksstarken Graffiti sowie vielen Vintage Stores, die dem Ort eine farbige Jugendhaftigkeit verleihen. Man trifft dort Leute aus dem afrikanischen Kontinent sowie viele Türken, die sehr gut in die pulsierende Atmosphäre der Sternschanze passen. Klamotten haben dort anders als erwartet jedoch ihren Preis. Der Adidas Pullover 120.-. Ob man sich von den geschäftlich begabten Verkäufern doch zu einem Kauf verleiten liess, war dann jedem seine Sache.
Allgemein kann man unsere Arbeitswoche in zwei Teile gliedern. Um Frau Klarer zu schmeicheln: „Zuerst erlebten wir das „stürmerisch-drängerische“ Element (unser Aufenthalt in Hamburg), um dann einen Sprung ins Romantische (Büsum) zu wagen.“ Ab Dienstag befanden wir uns also in „Büsum“, einem kleinen Städtchen an der Nordsee. Erschöpft vom ewigen Ausgehen und den langen Stadtwanderungen, freuten wir uns auf den entspannteren Teil unserer Arbeitswoche. Diese Erwartung ging aber nicht ganz auf. Das stürmische Element kam nun nicht mehr von uns, sondern die Natur selbst wütete schlimmer als wir uns das jemals vorgestellt hatten. In der Mitte des Deichspaziergangs fing es so richtig an zu winden. Zusammen mit der kalten Luft und den Regentropfen, die wie kleine Nadeln in unsere Gesichter stachen, fühlte man sich ähnlich wie in den Schweizer Bergen auf einem Sesselilift ohne Gesichtsschutz, nur dass man dort eine Skijacke trägt. Nur der stämmige und bärtige Bergführer, dessen Frisur nicht einmal ein Hurrikan zu Grunde richten könnte, spazierte aufrecht weiter. Für ihn war all dies natürlich nichts, da er ja in all den Jahren als renommierter Geographie-Lehrer am LG Rämibühl schon viel Schlimmeres aushalten hatte müssen...
So bewegte sich die Arbeitswoche schon langsam ihrem Ende zu. Bei der geplanten Wattwanderung in Büsum sah es zuerst so aus, als ob sie abgeblasen werden musste. Zuletzt war es dann einfach ein kurzer Wattspaziergang am Abend anstatt am Nachmittag, ein Erlebnis aber umso mehr: Einen Sonnenuntergang am Wattenmeer erlebt zu haben, kann nicht jeder von sich behaupten.
Am Abreisetag hofften wir, in Hamburg von schlechtem Wetter verschont zu bleiben. Weit gefehlt: Dort zog nämlich der Sturm „Xavier“ auf. Dass die U-Bahn in der ganzen Stadt ausser Betrieb war, erschwerte es uns ziemlich, rechtzeitig am Flughafen aufzutauchen. Ein Taxi zu nehmen wäre wohl die beste Wahl gewesen. Wäre. Die, die es doch mit dem ÖV versuchten, kamen 20 Minuten nach eigentlicher Abflugzeit mit knallroten und mit Schweissperlen bedeckten Gesichtern ins Flugzeug. Herr Freys zusätzliche Nacht in Deutschland wurde noch knapp abgewendet.
Zuletzt bedanken wir uns für den ganzen organisatorischen Aufwand durch Frau Klarer und Herrn Frey, die uns eine praktisch reibungslose Arbeitswoche ermöglichten, sowie für die grossen Freiheiten, deren Genuss nicht selbstverständlich war.
Philipp Fellner (Schüler 5i)