Unsere fächerübergreifende Arbeitswoche Geschichte / Mathematik zum Thema «Grenzen» führte uns mit Herrn Baltensweiler, unserem Klassen- und Geschichtslehrer, und Frau Sourlier nach Basel, von wo aus wir eine Exkursion nach Karlsruhe und Rastatt unternahmen. Unsere Erkenntnisse aus dem historischen Teil haben wir im Folgenden unter drei Leitfragen dargestellt.
Welche Funktionen haben Grenzen? Besuch beim Grenzwachtkorps
Grenzen dienen unter anderem der Sicherheit aller Einwohner. Dies zeigt sich daran, dass an Grenzen Personenkontrollen von bewaffneten Grenzwächtern durchgeführt werden. Zudem wird zur Fahndung von Personen und Gegenständen ein Datensystem betrieben, welches mithilfe der Zusammenarbeit ausgewählter Länder, mit denen ein Abkommen besteht, funktioniert.
Weitere Funktionen von Grenzen sind der Schutz des Arbeitsmarktes, der Wirtschaft, der Gesetze, des Wohlstandes, der Werte und der Stabilität des jeweiligen Landes. Grenzen trennen immer verschiedene Kulturen, Systeme, Gesetzgebungen, ökonomische und politische Denkweisen. Deshalb will ein Land diese Werte oft auch schützen. Beispielsweise gibt es eine klar geregelte (Im)Migration, was den Arbeitsmarkt schützen soll. Ebenso soll zum Schutz der Wirtschaft Schwarzarbeit durch Personenkontrollen verhindert werden. Ausserdem gibt es die obligatorische Warenanmeldung an der Grenze, beim Zoll, um Schmuggel zu verhindern und beispielsweise die Pflanzen- und Tierschutzgesetze durchzusetzen, aber auch um durch die Kontrolle von Luxusgegenständen die Wirtschaft zu schützen.
Der Rhein ist eine natürliche Grenze der Schweiz, aber auch ein wichtiger Transportweg, um Grenzen zu überwinden. Grenzen sind immer auch Orte des (Waren)Austausches. Die wichtige Bedeutung des Rheins für die Schweizer Wirtschaft, vor allem die Export- und Importwirtschaft, zeigt sich daran, dass auf dem Rhein so viele Güter transportiert werden wie auf Strasse und Schiene zusammen.
Wie macht eine fürstliche Residenz sicht- und spürbar, dass sie eine Zentrumsfunktion ausübt? Oder anders ausgedrückt: Woran wird sichtbar, dass alles in einem Territorium auf den Herrscher im Mittelpunkt ausgerichtet ist? Besuch in Karlsruhe und Rastatt
Die geplante Stadt Karlsruhe war immer auf das Herrschaftszentrum beziehungsweise auf die Residenz des Herrschers ausgerichtet. Das heisst, dass die ganze Stadt vom Herrschaftszentrum aus aufgebaut wurde. Somit war die Machtzentrale von überall aus sichtbar, was eine starke Präsenz des Herrschers zur Folge hatte und die Zentrumsfunktion des Hofs unterstrich. Die heutigen Querstrassen wurden dazu im Kreis rund um die Residenz des Herrschers gebaut, so dass ein fächerförmiges Muster entstand.
Der Hof hatte auch Symbolwirkung; die Grösse und Prächtigkeit der Residenz sollte zeigen, wie wichtig und mächtig der Herrscher war. Sichtbar wurde diese Absicht in prunkvollen Verzierungen, teuren Gegenständen und vor allem in einer strikt geregelten Hierarchie des Hofstaats. Ein zusätzliches Detail war die Ausrichtung der Flügel des Schlosses, respektive der Residenz. Da es nur drei Flügel gab, blieb eine Seite offen, die der Stadt zugewandt war, sie symbolisch umfasste.
Im gleichen Kontext standen die verschiedenen Rituale, die am Hof des Herrschers praktiziert wurden. Ein Beispiel dafür war das «Lever», bei dem der Herrscher morgens aufgeweckt und angezogen wurde. Wir vollzogen als Klasse das Lever in historischen Kostümen im Schloss Rastatt nach. Jede Person, die am Hof war, hatte eine bestimmte Aufgabe. Zudem musste sich jede und jeder vor dem Herrscher verbeugen; damit wurde ein klares Machtverhältnis demonstriert, bei welchem der Herrscher unangefochten an der Spitze stand. Typisch für das Aufzeigen von Machtverhältnissen war auch der genau bemessene Abstand, den jemand zum Herrscher bei Tisch hatte. Je näher man beim Herrscher sass, desto höher war man in der Rangordnung der Untergebenen.
(Forts. unten)
Spürbar wurde die Macht des Herrschers auch durch seine permanente Präsenz in der Residenz, die damals neben dem Wohnort des Herrschers auch das Regierungszentrum bildete.
Die Herausbildung von Herrschaftszentren und Grenzziehung sind einander ergänzende Prozesse. Warum ist das so?
Da es zu Zeiten der mittelalterlichen Personenverbandsstaaten keine scharfen Grenzen gab, kam es des Öfteren zu Verschiebungen der Einflussgebiete. Dies geschah, wenn Lehen die Hand wechselten oder ein Vasall mehrere Lehensherren hatte. Mit der Entwicklung vom Personenverbandstaat zum neuzeitlichen Territorialstaat änderten sich nicht nur die Herrschaftsverhältnisse und -ziele, sondern auch die Residenzen der Herrscher. Der Herrscher musste dem Volk bewusst machen, dass er der einzige Herrscher war und somit die zentrierte Macht besass. Wie er das tat, konnten wir, wie oben aufgezeigt, am Schloss in Karlsruhe (nach dem Markgraf Karl benannt) und in Rastatt sehr gut beobachten.
Der Herrscher eines absolutistischen Territorialstaats (Baden-Baden oder Baden-Dulach) versuchte, innerhalb von klar definierten Landesgrenzen einen einheitlichen Machtraum zu schaffen. Somit brauchte der König Beamte. Da der Herrscher die Macht aus dem Zentrum durch seine Beamten bis in die hinterste Ecke seines Herrschaftsgebietes spürbar machen wollte, musste klar definiert sein, wo sein Herrschaftsgebiet anfing und wo es aufhörte. Deshalb waren die Herausbildung von Herrschaftszentren und die Grenzziehung einander ergänzende Prozesse.
Noel, Nadim, Luca (dritter Teil gemeinsam mit Emiko, Stella und Maia)