Arbeitswoche der Klasse 5d in Madrid

Montagmorgen 4:30 Uhr. Eigentlich würde ich um diese Zeit nie aus den Federn kommen, doch an diesem speziellen Tag fiel mir das ganz leicht. Ich glaube ich bin in meiner ganzen Gymikarriere noch nie so schnell und freudig aufgestanden. Als ich dann mit meinem Koffer und dem Jute-Beutel abmarschbereit im Türrahmen stehe merke ich, dass ja um diese Zeit noch gar keine Busse fahren. Also entscheide ich mich kurzerhand mit dem Trotti an den Hauptbahnhof zu fahren um dann dort die S-Bahn Richtung Flughafen zu nehmen. In der S-Bahn sitzend frage ich mich ob mein Trotti wohl eine Woche beim Sihlquai überdauert – nein, das war nicht der Fall.

Beim Check-In angekommen steht da schon fast die ganze Klasse und unsere zwei Begleiterinnen, Frau Ibáñez (Spanisch) und Frau Aeschbacher (Englisch). Die wenigsten sehen verschlafen aus. Im Flugzeug sieht das dann schon anders aus. Während einige schon intensiv Diskussionen übers Fliegen und übers Klima führen, schöpfen die andern noch die letzten Kräfte vor der sicherlich besten oder mindestens aufregendsten Schulwoche des Jahres.

Im Bus, auf dem Weg vom Flughafen ins «Hostal», kann man die Vorfreude förmlich riechen. Entsprechend ist auch der Lärmpegel und die Gesichter der anderen Fahrgäste. Aber egal, wir waren alle mal jung und voller Lebensfreude. Unsere Unterkunft, ein «Hostal» mit Namen «La Perla Asturiana», liegt an einem schönen Plätzchen, kein Wimpernschlag entfernt von der «Plaza Mayor».

Neben einem tollen Programm hatten wir viel Freizeit, was wir sehr schätzten, denn so konnten wir die Stadt auf unseren eigenen Wegen entdecken. Bei den Meisten war das einfach herumschlendern bis man etwas tolles gefunden hat, z.B. eine gute Tapasbar oder sonst irgendwelche tollen Orte, die es nur in Spanien gibt.

Dienstag

Was es auch nur in Spanien gibt sind Churros zum Frühstück. Mein Bauch fühlte sich danach so schwer und rund an, dass ich am liebsten eine Morgensiesta gemacht hätte. Doch das war nicht möglich, denn wir hatten einiges zu besichtigen am Dienstagmorgen. Zuerst ging es zum Bahnhof Atocha, dann zum Prado Museum und schliesslich in den Retiro, Madrids riesiger Stadtpark.

Am Abend gingen 16 SchülerInnen zusammen mit den Lehrerinnen ins Santiago Bernabéu, um Realmadrid gegen den FC Brugge zu sehen. Andere entschieden sich dafür den Match in einer Bar anzuschauen. An beiden Orten herrschte eine tolle, für Madrid typische, Atmosphäre.

Am Mittwoch nahmen wir den Zug nach Toledo, ein hübsches Städtchen in der Nähe von Madrid. Toledo hat ein riesiges Kulturerbe, denn bis 1561 war es die Hauptstadt Spaniens. Der Stadtrundgang war sehr spannend, vor allem weil Frau Ibáñez uns so viel über die Geschichte erzählen konnte. Es störte niemanden, dass wir uns einmal verliefen, denn so kamen wir an einem Gitarrenkonzert eines Strassenmusikanten vorbei und durften sogar Lieder wünschen. Das Wetter war wie schon die ganze Woche hervorragend.

Am Abend besuchte der kulturinteressierte Teil der Klasse inklusive Lehrerinnen eine Flamencoshow im „Casa Patas“. Dieses Lokal gehört zu den besten und renommiertesten Flamenco-Hotspots ganz Spaniens. Demzufolge war auch das Konzert: Authentisch, professionell und leidenschaftlich. Sowohl Sänger und Gitarrist merkte man an, dass sie das Flamenco im Blut hatten. Doch das grösste Glück war den besten männlichen Flamencotänzer des Nachwuchses sehen zu dürfen «El carpeta». Er tanzte so voller Energie, das Publikum -und wir- waren begeistert.

Am Donnerstagmorgen konnten wir gemütlich und ausgeschlafen frühstücken gehen. Diesmal nahmen wir die Metro in ein anderes Stadtviertel, um einen Kochkurs zu besuchen. Dort lernten wir «Gazpacho, Arroz con Verdura» und (das leckerste) gefüllte Apfeltäschchen zuzubereiten. Es machte Spass, obwohl ein paar Schüler weitgehend unbeschäftigt blieben, doch sie wussten sich zu beschäftigen. Pünktlich zur spanischen Mittagszeit durften wir unsere leckeren Speisen dann verschlingen. Am Nachmittag besuchten wir den eindrücklichen «Palacio Real», den ehemaligen Palast der Königsfamilie und noch weitere schöne, prägende Gebäude in der Umgebung. Nach ein paar Stunden Freizeit, die noch für die letzten Souvenir-Einkäufe verwendet wurden, traf sich die Klasse am letzten Abend für eine gemeinsames Abendessen in einem authentischen Tapas-Restaurant. Die Stimmung war ausgelassen während wir noch ein letztes Mal die typische spanische Küche geniessen durften. Nach diesem gelungenen Abendessen, zogen die, die zu viel gegessen hatten Richtung Hostel, und andere suchten noch eine Bar auf um den letzten Abend schön ausklingen zu lassen.

Am Freitagmorgen, dem letzten Tag, gab es als krönender Abschluss eine gemütliche Velotour durch den künstlerischen Park entlang dem Río Madrid. Auf dem Rückweg zur Velomietstätte fand das legendäre Rennen zwischen Schülern und Lehrerinnen statt, wobei sich Frau Ibáñez, nicht ganz ohne zu Schummeln, den ersten Platz errang. Von der aufregenden Woche erschöpft, jedoch sichtlich zufrieden stiegen wir ins Taxi zum Flughafen und verabschiedeten uns von unserem Hostel und dem Viertel, welches uns jetzt schon fehlte. Am Terminal blieb uns dann mehr als genug Zeit übrig, um uns aufs kalte Schweizer Herbstklima gefasst zu machen, bevor wir mit leichter Verspätung nach Hause flogen.

Kurz: Eine affengeile Arbeitswoche, die uns mit ihren zahlreichen Geschichten und Anekdoten noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Im Namen der ganzen Klasse 5d, einen herzlichen Dank an unsere zwei Lehrerinnen, die das alles ermöglicht haben!

 

Malik Lakehal & Wendel Hurs, 5d