Hochsommer in der Schweiz: Ein kaltes, stetiges Prasseln des Regen, so kommt es mir nach dieser wahrlich tristen, letzten Schulwoche vor. So überrascht es wohl kaum, dass wir das unweigerliche Glück hatten, genau einen solchen schweizerischen Hochsommertag für unsere Exkursion zu erwischen. Die Gemüter meiner Mitschüler waren relativ gereizt, und man war extrem müde, als wir uns in der morgendlichen Kälte am Hauptbahnhof versammelten, um gemeinsam den Zug nach Freiburg zu nehmen. Schlummertrunken dösten wir dann auch beinahe alle die ganze Fahrt entlang dahin; viel wacher waren wir danach nicht gerade, unsere Lehrer aber kannten kein Pardon und trieben uns rasch voran – es gab viel zu sehen.
Eine unserer ersten Stationen war die St. Nikolaus Kirche und Kapelle. Innen mit wunderschönen Glasfenstern verziert, machte sie auf viele Eindruck. Eine Mitschülerin hatte in der Kirche einen kleinen Vortrag zu halten. (Unser Deutschlehrer hatte uns einige Tage zuvor aufgetragen, Kurzpräsentationen zu gewissen Themen – die allesamt mit Freiburg zu tun hatten – vorzubereiten).
Darin wies sie uns freundlich darauf hin, dass wir, um den Turm der Kirche zu erklimmen, 368 Stufen einer steilen Wendeltreppe zu überwinden hätten. Mit welch einer bewundernswerten Motivation gingen wir dann auch ans Steigen. Je höher wir jedoch kamen, desto tiefer sank die Laune, bis sie ganz oben angekommen doch noch ein Erfolgshoch erreichte. Oben wurden viele Fotos geknipst, obwohl die Sicht durch die Wolken getrübt worden war. Ein „Selfie“ nach dem anderen wurde geschossen, was besonders unseren Deutschlehrer, Herrn Bünter, erfreute, der mit uns unter dem Aspekt von Goethes Gedichten den Narzissmus der Gegenwart behandelt hatte. Als eine Freundin und ich ihn dann einluden, mit uns auf einem „Selfie“ zu posieren, geriet er ganz aus dem Häuschen (er ist bzw. war offenbar ein „Selfieneuling“).
Im Gutenbergmuseum lernten wir dank einer tollen Führung viel über Buchdruck und geschichtliche Ereignisse zur Zeit Gutenbergs. Auch da liess Herr Bünter keine Gelegenheit aus, den Bogen zu unseren Deutschstunden, genauer zu Goethes Gedicht Prometheus, zu schlagen – wie er dies genau schaffte ist mir jetzt, im Nachhinein, eher schleierhaft. Jedenfalls kam es so weit, dass unsere Führung die ersten Zeilen des Gedichts zitierte: „Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst!“
Ich finde ja gut, dass Zeus sich die Kritik des Feuerbringers der Menschen sehr zu Herzen nimmt, seinen Himmel wirklich bedeckte. Von Wolkendunst konnte hier aber nicht mehr die Rede sein, in keinem Moment hatte es aufgehört zu zischen und prasseln, und zur Mittagsstunde fiel die Idee, das Freibad Freiburg zu besuchen, buchstäblich ins Wasser, und wir wollten beinahe alle nur noch in die Wärme.
Nach dem Essen stand nur noch das Kunstmuseum auf dem Programm. Jeder für sich konnte nach seinem Gusto anschauen, was ihm gefiel. Zuvor aber mussten noch sämtliche Schüler ihre Vorträge halten und ein Highlight war sicherlich, als Herr Boschung, unser Französischlehrer, spontan noch einen Beitrag leistete: Der gebürtige Freiburger erinnerte sich an eine Art Zungenbrecher, ein „Chuderwälsch“ – wie wir alle es empfanden – das man früher tatsächlich in einigen Teilen Freiburgs gesprochen hatte. Es handelte sich hierbei um eine Mischung aus Französisch und Deutsch, und so in seinem Element hatten wir Herrn Boschung noch kaum erlebt.
Am Ende des Tages, erneut im Zug, immer noch bzw. wieder müde mussten wir uns eingestehen, dass wir – wenn auch ungewollt – so einiges erlebt hatten an diesem Hochsommertag in der Schweiz. Wie Prometheus am Ofen seine Menschen, so hatten wir den Tag selber geformt, nicht auf des Göttervaters Laune geachtet, sondern gelacht, gelernt gemacht und – wie man so schön sagt – mit unserem Lachen Sonnenschein gebracht, Zeus` Wolkendunst ein wenig vertrieben.
Jana Bärlocher (4b)