Mein Name ist Jeanne Milani und ich besuche die 10. Klasse im Literargymnasium Rämibühl. Für mich war immer klar, dass ich einen Austausch machen will und das Gastland war auch keine Frage. Ich spreche mit meinen Eltern Französisch und wollte diese Sprache verbessern, weshalb ich auch Frankreich ausgewählt habe. Die Wahl der Austauschorganisation war dann etwas länger, weil ich gerne die Stadt wählen wollte, was bei sehr wenigen Organisationen zu einem vernünftigen Preis möglich ist. Nachdem ich mich entschieden hatte, besuchte ich Ende November ein obligatorisches Vorbereitungsseminar in Deutschland, in dem wir während 4 Tagen intensiv auf den Austausch vorbereitet wurden und nebenbei viele andere Austauschschüler kennenlernten. Anfang Dezember bekam ich dann endlich den lang ersehnten Brief mit den Informationen über die Gastfamilie. Meine Gasteltern waren in ihren Mittdreissigern und meine zwei kleinen Gastschwestern waren 2 und 9 Jahre alt. Sie lebten in Biganos, einer Kleinstadt im Bassin d’Arcachon zwischen Bordeaux und Arcachon. Meine Schule war ein sehr kleines Privatgymnasium in Pessac, einer ziemlich grossen Vorstadt von Bordeaux.
Am 8.Januar 2016 war dann der Tag des Abschiedes und ich muss zugeben, dass ich, verglichen mit meinen anderen Freundinnen, welche einen Austausch machten, aussergewöhnlich viel Mühe damit hatte. Diese Traurigkeit hat sich dann aber nach 4 Stunden Zugfahrt bis nach Paris gelegt und ich kam super gelaunt, aber erschöpft in Biganos an.
In die Familie habe ich mich ziemlich schnell eingelebt, sie haben mich wie eine Tochter aufgenommen und ich habe sehr schnell auch die ganze Grossfamilie kennengelernt. In der Schule war es anfangs etwas komplizierter, was eigentlich ziemlich erstaunlich ist, da ich ja schon eher gut Französisch sprach. Ich denke es lag daran, dass sie in meiner Schule an Austauschschüler gewohnt waren und deshalb nicht so auf mich zukamen. Nach circa zwei Monaten wurde es jedoch viel besser und ich war am Ende meines Austausches wie eine normale Schülerin im Jahrgang integriert. Dadurch dass Bordeaux nicht weit von Zürich ist, fiel mir der Abschied weniger schwer, da ich eigentlich sicher bin, alle meine Freunde und meine Gastfamilie bald wiederzusehen.
Grundsätzlich bin ich sehr glücklich damit, wie mein Austausch gelaufen ist. Ich hatte grosses Glück mit der Schule, in der ich viele aussergewöhnliche Menschen kennengelernt habe und obwohl ich mit der Gastfamilie von Zeit zu Zeit kleine Probleme hatte, haben wir uns extrem gut verstanden. Ich bin auch sehr zufrieden mit meinen Fortschritten in Französisch, ich fühle mich inzwischen sehr wohl mit der Sprache und ich denke, dass 6 Monate eine sehr gute Zeitdauer sind, um eine Sprache zu vertiefen. Es gibt an dieser Erfahrung eigentlich nur zwei negative Punkte. Der erste ist, dass ich nicht viel von der Region gesehen habe, da meine Gastfamilie nicht sehr unternehmungslustig war, weshalb ich alles mit Freunden machen musste, was rein verkehrstechnisch ohne Auto in Frankreich ein wenig kompliziert ist. Das zweite betrifft die Organisation, Weltweitblick Experiment e.V. Ich empfehle allen, die einen Austausch machen wollen, mit anerkannten Organisationen wie AFS oder INTO zu gehen, welche sich auch wirklich um euch kümmern.
Diese 6 Monate waren für mich eine wertvolle Erfahrung fürs Leben. Man sieht einen komplett anderen Lebensstil und lernt wirklich zu schätzen, was man zuhause hat. Ich denke es ist etwas, was jedem Jugendlichen gut tut und auch ein wenig die Augen öffnet. Man darf einfach nicht mit zu grossen Erwartungen abfahren und während den 6 Monaten offen für alles und jeden sein.
An alle, die bald abreisen oder dies in Erwägung ziehen: Wagt es, geniesst es, seid euch selbst und ihr werdet voller neuer Erkenntnisse zurück kommen (und wundert euch nicht, wenn sich bei eurer Rückkehr alle über euren neuen Akzent im Deutschen lustig machen !).
Jeanne Milani, 5c