Vom 17. - 26. April waren die Griechischschüler:innen mit Margaretha Debrunner und Hannes Gubler, und unterstützt vom VEGL, unterwegs auf der Suche nach den Olympiern. Wen wir wo gefunden haben, welche Abenteuer wir auf uns nehmen mussten und wie wir göttlich belohnt wurden, ist hier nachzulesen.
17.4.24. Delphi – Besuch bei Apollo
Apollo erwartete uns nach einer ruhigen Nacht in Delphi schon sehnsüchtig. Wir hatten bereits gefrühstückt und befanden uns am Fuss des Berges Parnass, sprich dem Eingang zum archäologischen Gelände. Während unserem Anstieg genossen wir die atemberaubende Aussicht ins Tal. Als wir die Schwelle zum heiligen Areal überschritten, wurden wir mit strahlendem Sonnenschein willkommen geheissen. Entlang der heiligen Strasse befanden sich etliche Schatzhäuser, die im Auftrag von verschiedenen antiken, griechischen Städten erbaut worden waren. Helios beleuchtete die Inschriften, die sich über ganze Wände und Ruinen erstreckten, beeindruckend. Trotzdem mussten wir uns vorerst davon abwenden, um zum wichtigsten Teil des Heiligtums zu pilgern; dem Apollotempel. Dort soll die Pythia (bzw. das Orakel von Delphi) vor vielen Jahrtausenden bereits einige der bedeutendsten Ereignisse griechischer Antike vorausgesagt haben. Eine vielversprechende Prophezeiung erhielten wir leider nicht. Dafür wurden wir gleich anschliessend mit einem neuen Leckerbissen belohnt. Das, in den steilen Hang gebaute, antike Theater von Delphi verschaffte uns einen unglaublichen Einblick in die Bedeutung der Kultur und die technischen Fähigkeiten der Griechen. Delphi hatte eine magische Atmosphäre, kein Wunder hatten sich dort die Adler des Zeus getroffen. Auch wir wurden beflügelt und sogen noch eine ganze Weile die Idylle auf, bevor wir dann wieder nüchtern werden mussten, um ins Museum zu gelangen. Wir waren überrascht, wie gut nicht nur die lebensgrossen Statuen, sondern auch die kleinen Dinge erhalten waren. Zurecht reisten Leute aus aller Welt zu diesem Heiligtum und tun es heute noch.
18.4.24 Olympia - Zeus und Hera lassen sich feiern
Diesmal erwartete uns das olympische Götterehepaar Zeus und Hera in Olympia. Zuerst sahen wir das Gymnasion, in welchem die Athleten trainiert hatten. Daneben befand sich das Philippeion, das durch seine runde Form herausstach und mit seiner Kreisgrundlage Vollkommenheit symbolisierte. Es wurde im Gegensatz zu den Tempeln zur Machtdemonstration von Philipp II von Makedonien gebaut. Anschliessend besuchten wir Hera persönlich in den Ruinen ihres Tempels, der überraschenderweise älter ist als jener für Zeus. Dort stellten auch wir die Entzündung und Übergabe des olympischen Feuers vom vorletzten Tag nach. Nicht nur wir hatten Spass daran; in Japan sind Bilder von uns wohl inzwischen dank einer Reisegruppe Teil des Mythos Olympia. Danach gingen wir zum Tempel ihres Ehemannes, bei dem 2004, als die olympischen Spiele in Griechenland stattfanden, Restaurationsarbeiten begannen. Weit fortgeschritten sind diese jedoch nicht, denn es steht bis heute nur eine Säule. Wir machten auch Bekanntschaft mit den weniger fairen Teilnehmern der olympischen Spiele, die sich für ihre Machenschaften entlang des „walk of shame“ hatten verewigen müssen. Das war bei uns glücklicherweise nicht der Fall, denn bei unserem Rennen verhielten sich alle entsprechend rücksichtsvoll. Obwohl wir erschöpft waren, machten wir nicht schlapp und begaben uns auch noch zur Werkstatt des Bildhauers Pheidias, der die riesige Zeusstatue für den Zeustempel geschaffen hatte, welche aber leider verschollen ist. Während einer längeren Pause suchten wir im Schatten Erholung und neue Kraft für das dazugehörige Museum, in dem wir erneut erstaunliche Stücke betrachten konnten, die bei den langjährigen Ausgrabungen zutage gebracht wurden. Während unserer darauffolgenden Fahrt nach Nafplio hatten wir genug Zeit, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten.
Aline Herold und Travis Wigger
19.04. Epidauros und Tiryns – vom Asklepios-Kurort zur Mykenischen Burg
Um die Akustik des vielbesuchten antiken Theaters von Epidauros erleben zu können, ohne von herumkreischendrennenden Besuchern gestört zu werden, mussten wir uns relativ früh auf den Weg machen. So hatten wir wenige Sekunden, in denen wir die einzigen Gäste im Theater waren, und konnten so hören, wie ein Gedicht im damaligen Theater geklungen haben muss. Das Epidauros-Theater ist eines der besterhaltenen Theater Griechenlands und eines der wenigen, die man selbst betreten kann. Es gehörte zu einer Heilstätte, die der eigentliche Grund war, weshalb wir hergekommen waren. Heilung ohne Unterhaltung war für uns jedoch keine Option, weswegen der Besuch im Theater von Nöten war.
Die Verletzungen setzten einigen von uns langsam zu, die heilende Wirkung der bekannten Schlange des Heiligtums war unsere letzte Hoffnung. Den teilweise wiederaufgebauten Tempel besuchten wir also als nächstes. Die inschriftenübersäten Bausteine erzählten von sagenhaften Heilungen, die dort stattgefunden haben sollen. Nach einem kurzen Besuch im doch recht gut besuchten Museum machten wir uns auf den Rückweg.
Auf dem Weg hielten wir kurz bei der ältesten noch verwendeten Brücke Europas. 3500 Jahre alt ist sie nämlich. Bei der entlastungsdreieckgestützten Brücke erläuterte man die Bauweise der Mykenischen Bauten.
Mit derselben Bauweise wurde ebenfalls den Palast von Tiryns bei Nafplion gebaut, dem wir später ebenfalls einen Besuch abstatteten. Auf einem Felsblock mitten in der Ebene gelegen mit mächtigen Schutzmauern wirkt die Anlage sehr karg und wehrhaft. Sie hat aber eine überraschende Gemeinsamkeit mit dem tausend Jahre jüngeren Epidauros, ein luxuriöses Badezimmer.
Leander Hofmann
20.04. Mykene und Heraion von Argos - Helden unterwegs
Es war ein warmer und luftiger Frühlingstag, als sich ein Reisebus um acht Uhr morgens auf einer Landstrasse auf dem Weg von Nafplio nach Mykene befand. Darin sassen neun wissens- und kulturdurstige Schüler und Lehrer. Voller Vorfreude konnten wir nach einer knapp 30-minütigen Fahrt durch die Ebene von Argos auf einem kleinen Hügel im Nordosten der Ebene aussteigen. Mykene ist eine riesige Festung, die auf der Peloponnes liegt. Unter Mykene kann man aber auch die Hochkultur oder die «Mykenische Epoche» verstehen. Es gibt auf ganz Griechenland verteilt viele verschiedene Festungen der Mykene, wobei diese die wir besucht haben, sicher als die wichtigste gilt. Ganz oben auf der Burg thronte einst ein mächtigstes Megaron, was man mit einem Thronsaal verglichen werden kann. Erkennen kann man heute nur noch Überreste, doch mit genügend Vorstellungskraft, kommt jeder auf seine Kosten. Ebenfalls genau besichtigt haben wir die Trinkwasserquelle, das Löwentor und das Zirkelgrab. Nach der spannenden und lehrreichen Führung eines Schülers machten wir noch einen Abstecher ins Grab des Atreus. Dieses liegt unter der Erde, ist kuppelförmig und hat eine Höhe von sage und schreibe 13 Metern. Nach einer vollen Portion Literatur brauchten wir natürlich auch mal eine Abwechslung. Deshalb gaben wir unserem Fahrer Manos die Anweisung, uns bei einer Haltebucht aussteigen zu lassen und uns 2 Stunden später bei Heraion von Argos wieder zu begrüssen. Da Manos nur sehr wenig Verständnis dafür hatte, dass sich Schweizer Touristen der griechischen Mittagssonne aussetzen lassen und freiwillig zwei Stunden wandern, erhielten wir für den Rest unserer Reise den Spitznamen «crazy Group». Doch die «crazy Group» wurde mit einer wunderschönen Landschaft und einer nachorangenblütenriechenden Brise belohnt.
Zwei Stunden später erreichten wir schweissdurchtränkt das Heraion. Unterwegs haben wir noch ein leckeres Picknick zu uns genommen, um auf diese Weise wieder Kraft zu tanken. Das Heraion von Argos war ein Heiligtum der Göttin Hera. Es ist ein antiker Tempelkomplex für die Göttin Hera. Beeindrucken war, dass es einer der ältesten Tempel von Griechenland ist. Unter ein paar Bäumen erzählte Frau Debrunner noch die Sage von Cleobis und Biton
Nach vielen Impressionen ging es mit dem Reisebus wieder zurück nach Nafplio ins Hotel. Wieder machten wir noch einen Abstecher zum Meer, in das sich aber aufgrund der selbst für uns frischen Temperaturen nur wenige unserer Gruppe verirrten. Anschliessend machten wir einen wunderschönen Spaziergang am Meer entlang und landeten schlussendlich in der atemberaubenden Altstadt Nafplios. Um den Abend ausklingen zu lassen, gingen wir in kleineren Gruppen Abendessen und liessen die Eindrücke einsinken, um für den nächsten Tag und die nächsten Abenteuer gewappnet zu sein.
Raffael Wipf
21.4 Nemea und Korinth – Spiele gegründet von Zeus’ Sohn Herakles und ein Marktplatz wo der Apostel Paulus gepredigt hat
Unterwegs Richtung Athen machten wir zwei grössere Stationen:
In Nemea, wo Herakles den Löwen getötet hatte, wurden in der Antike regelmässig Spiele abgehalten. Der dortige Zeustempel und das Stadion wurden von amerikanischen Archäologen restauriert. Wir waren zu müde für ein Rennen, dafür wandten wir antike Heilmethoden an, die wir in Epidauros gelernt aber nicht praktizieren konnten: die Säulenumarmtherapie.
Die Mittagssonne prallt auf den großen Parkplatz, welcher vor dem antiken Korinth lag. Es hatte wohl knappe 30°C, als wir aus dem Bus ausgestiegen sind und zum antiken Korinth gelaufen sind. Über Korinth thront die Akrokorinth, auf der ein Aphrodite Heiligtum liegt. Als wir unsere Tickets hatten und die Stadt betraten, erwartete uns als erstes der mächtige alte Apollotempel. Wir schlenderten erlebenslustig weiter durch die Gassen der antiken Stadt, welche ausser dem Tempel vor allem von den Römischen Einflüssen geprägt ist. 146 v.Chr. hatten diese die Stadt dem Erdboden gleich gemacht, aber sehr bald danach wurde sie wieder aufgebaut.
Wir standen dort, wo vor 2000 Jahren der Apostel Paulus stand und in Korinth predigte. Natürlich konnten wir dieses prächtige Museum in Korinth nicht einfach links liegen lassen und haben sämtliche großartige Fundstücke aus Korinth im Museum betrachtet. Nachdem unser Wissensdurst nun gestillt war, hatten wir aber trotzdem richtigen Durst und Hunger, weshalb wir nun kurzerhand Essen gegangen sind und machten noch einen Zwischenstopp beim Kanal von Korinth. Leider konnten wir unsere Lehrer nicht überreden, dass sie (die Lehrer) im Kanal von Korinth Bungee jumpen.
22. 4. Athen - Athenes Hügel Akropolis
Am Morgen gingen wir extra früh los zur Akropolis, um den grossen Touristenströmen zuvorzukommen, gerieten aber trotzdem in eine Horde von Schiffsreisenden.
Heute ein beliebtes Ziel für Touristen war die Akropolis der heilige Bezirk der Athene der Göttin der taktischen Kriegsführung und wurde später zur Festung umfunktioniert.
Eine Entwicklung, die Athene vielleicht verzeihen konnte. Immerhin wusste sie, welche Vorteile eine schwer erreichbare, erhöhte Position mit sich brachte, vielleicht konnte sie auch verschmerzen, als ein Teil des Parthenons, ihres Hauses, von der darin gelagerten Munition in die Luft gesprengt wurde, nachdem es unglücklich von den Feinden getroffen wurde.
Aber spätestens, als es aufgebenden, Verfall und Luftverschmutzung überlassen wurde, hat sie das Heiligtum wohl verlassen.
Vielleicht begleitete sie ihre Metopen, die zu einem grossen Teil nach England kamen und heute im British Museum ausgestellt sind.
Allerdings ist Athene auch die Göttin des Handwerks und Schiffsbaus, es kann also gut sein, dass sie sich nach der Eröffnung des Akropolismuseums, in dem nun ein grosser Teil der Schätze ihres Tempels geordnet und geschützt ausgestellt werden, ein Schiff gebaut und zurück nach Griechenland gefahren war und dort nun, wie einst in ihrem Tempel viele Besucher empfängt, darunter auch uns!
Rebecca Bloesser
23. 4. Aegina: Der VEGL lädt uns ein zu einer olympischen Inselfahrt
Obwohl wir Athena bereits gewürdigt und sie an ihrem wichtigsten Kultort Athen besucht hatten, konnten wir sie, dank des VEGL, auch auf der Insel Aegina ehren. Poseidon war anscheinend damit einverstanden und bescherte uns eine mehr oder weniger angenehme Schifffahrt. Zeus jedoch war uns nicht so wohlgesonnen und bedeckte seinen Himmel mit Wolkendunst. Die Fahrt mit dem von Hermes gesandten, mässig bequemen Bus, den wir knapp nicht verpasst hatten, brachte uns zum Athena Apheia Tempel. Dieser war dank Hephaistos‘ Architekturkünsten noch erstaunlich gut erhalten. Seine abgelegene Lage schützte ihn Jahrtausende vor den Verwüstungen des Ares. Selbst wir Tempelverwöhnten genossen die wunderschöne Aussicht aufs Meer hinaus. Sie – oder war es eine Muse Apolls – inspirierte uns zum Malen. Zurück am Hafen deckten wir uns mit den gaumenbeglückenden Früchten ein, mit welchen Demeter die Insel gesegnet hat. Pistazienbeladen und inselbeglückt schifften wir uns froh ein.
Als wir Argonauten auf dem Deck der Dachterasse des Jason Inn waren, vergoldete sich der Himmel immer mehr: Saharastaub. Die Götter zeigten uns, dass verstaubt sein auch wunderschön sein kann.
Wir alle danken dem VEGL für den wunderbaren Tag.
24.5. Von Athen nach Eretria
Ein ausführlicher Besuch im Archäologischen Nationalmuseum bot Gelegenheit, besonders wertvolle Funde aus den Orten, die wir besucht hatten, von Nahem zu bewundern.
Besonders eindrücklich fanden wir die Goldarbeiten aus Mykene, Fresken aus Mykene und Tiryns, archaische Kouroi (wie Kleobis und Biton in Delphi). Die Eindrücke waren allerdings inzwischen so intensiv, dass wir bereit waren für die nächste Insel, Euböa/Evia. Nach einer etwas längeren, komfortablen, durchgejassten Busfahrt erreichten wir unser Ziel: das Strandhotel bei Eretria und nun waren fast alle bereit sich wie die schaumgeborene Aphrodite den Wellen anzuvertrauen oder zumindest wie Odysseus sich mit kräftigen Schwimmzügen dem Ufer zu nähern, um zu schauen, was für Menschen hier lebten.
25.5 Eretria und Amarynthos – Artemis und ihre Schweizer Anhänger
Die antike Stadt Eretria wird seit Jahrzehnten von Schweizer ArchäologInnen ausgegraben.
Zu der Stadt gehört auch ein bedeutendes Heiligtum der Artemis von Amarynthos. Obwohl seit der Antike aus Quellen bekannt, wurde es erst in diesem Jahrhundert entdeckt und die Ausgrabungen haben in den letzten Jahren immer mehr Schätze hervorgebracht.
Wir hatten das grosse Privileg einen Tag lang den Ausgrabungsleiter Dr. Tobias Krapf zur Verfügung zu haben. Nach dem Museum führte er uns durch das Ausgrabungsgelände der Stadt Eretria und hinaus zum Artemisheiligtum, wo diesen Sommer wieder eine Truppe Schweizer Archäologiestudenten die Chance bekommt, an einer echten, spannenden Grabung teilzunehmen. Artemis war es, die damals die griechische Flotte daran hinderte, nach Troja loszufahren. Die Schiffe lagen gar nicht so weit weg von unserem Strand, in Aulis, fest. Wir hatten keine Hirschkuh getötet und konnten daher angeregt weiterziehen.
Am Abend brachte kein Seher uns düstere Botschaften, sondern Herr Gubler lud uns ein zu einem spannenden Crashkurs Neugriechisch und 4000 Jahren griechische Geschichte im Zeitraffer und holte uns so in die Gegenwart, zur Vorbereitung auf unsere Heimreise.
26.5. Kap Sounio - Poseidon nicht gebührend geehrt
Unsere Rückfahrt zum Flughafen sollte uns über den Poseidon Tempel am Kap Sounio führen.
Allerdings durften wir einen knappen Kilometer vor dem Hügel nicht in die Seitenstrasse einbiegen: genau in diesen Stunden war sie gesperrt, weil die olympische Flamme, welche vor einer Woche in Olympia angezündet worden war, genau dann hier vorbeikommen sollte auf dem Weg nach Paris. Aus der Not machten wir eine Tugend: etwas unterhalb des Hügels liegt eine Bucht mit einer Taverna, von der aus man den Tempel in einiger Entfernung gut sehen kann. Dort genossen wir noch ein paar Stunden, bevor wir zum Flughafen mussten.
Da wir aus der Odyssee wissen, was passiert, wenn man Poseidon nicht genug ehrt, war es vielleicht gut, dass wir , nachdem wir ja nun nicht beim Tempel oben gewesen waren, nicht per Schiff sondern durch die Luft heimreisten. Weder Helios noch Zeus haben uns gehindert. Oder war das eher schlechte Wetter zurück in der Schweiz eine milde Warnung, es nicht an der nötigen Dankbarkeit fehlen zu lassen für eine göttliche Reise?
Margaretha Debrunner