Eine windige Woche in Triest

Am Sonntag um 9:15 Uhr traf sich die Klasse 5c mit den zwei Geschichtslehrern Herr Scheller und Herr Heutschi und dem Deutschlehrer Herr Heiniger am Hauptbahnhof. Von dort brachen wir zu einer langen Reise nach Triest auf.

In der Hafenstadt angekommen, begrüsste uns die Bora, ein kalter und, wie wir herausfinden mussten, dauerhaft wehender Nordwind. Dann ging es erst mal direkt ins Hotel, von dem wir uns alle bereits im Zug die schlimmsten Bilder ausgemalt hatten. Umso positiver überrascht waren wir von den komfortablen Zimmern mit jeweils eigenem Badezimmer und gut funktionierendem Wifi.

Bereits am ersten Abend lieferten sich Beat und Herr Heutschi einen kleinen Wettkampf, wer sein Essen besser auf italienisch bestellen könne, worin sich in Margheritas Augen allerdings keiner der beiden besonders gut schlug.

Am Montag stand morgens eine kleine Stadttour auf dem Programm und den Nachmittag hatten wir zur freien Verfügung, vor allem um unsere Vorträge vorzubereiten, was die meisten bisher versäumt hatten. Abends wurde in einem sehr leckeren Restaurant gespeist, obwohl es leider kein allzu grosses Angebot für Vegetarier gab. Dies war etwas problematisch, da etwa ein Drittel unserer Klasse weder Fleisch noch Fisch isst.

Doch spätestens am nächsten Tag waren alle wieder glücklich, als wir einen wunderschönen Spaziergang durch den Karst zum Schloss Miramare machten. Die Sicht auf das Meer war atemberaubend und das Wetter spielte ebenfalls mit. Kurz wurde die harmonische Stimmung unterbrochen, als unsere Lehrer von unserem unsäglichen Musikgeschmack schockiert wurden, doch sie beruhigten sich zum Glück schnell wieder. Der nächste Zwischenfall ereignete sich, als Herr Heiniger und Herr Heutschi sich nicht einig waren, welcher Weg der richtige sei, was damit endete, dass Herr Heiniger mit der Klasse im Schlepptau in Slowenien landete, während sich Herr Heutschi in Kroatien wiederfand. Einzig Herr Scheller besass genügend Ortskenntnisse oder Intuition, um seine Gruppe ohne Umwege zum Schloss Miramare zu führen.

Den Mittwoch könnte man als emotionalen Tiefpunkt bezeichnen, doch gleichzeitig auch als den spannendsten Tag. Morgens ging es zu den Foibe, wo Anna und Tamara ihre Vorträge hielten. Nachmittags besuchten wir das Konzentrationslager in der ehemaligen "Risiera di San Saba". Catalina und Johanna hielten dort ihre Vorträge. Bereits während der sehr berührenden Ansprache Catalinas über die Grausamkeit des Holocausts flossen die ersten Tränen. Bei der Besichtigung des Konzentrationslagers sank die Stimmung noch tiefer und alle zeigten sich schockiert über diesen sehr eindrücklichen Ort. Auch wenn es einen sehr mitgenommen hatte, sich mit diesen schrecklichen Ereignissen zu beschäftigen, waren wir uns alle einig, dass es zugleich auch eine spannende und bereichernde Erfahrung war.

Zu Abend gegessen wurde in einem gemütlichen, kleinen Lokal, in dem der Kellner zur Freude vieler Deutsch sprach. Das Essen schmeckte ausserordentlich gut, wie zum Beispiel Polenta mit Tomaten und kleinen Tintenfischen. Vincent verdankte diesem Abend auch die Erfahrung, zum ersten Mal Auberginen gekostet zu haben (besonders die Konsistenz dieses Gemüses überraschte ihn).

Donnerstags besuchten wir die Psychiatrische Klinik und gingen im Anschluss nach Muggia. Dort hatten Julia, Dominique, Catalina, Amina, Alisha, Petra und Luana die Ehre Bekanntschaft mit einem einheimischen Fischer zu machen, der sie aus seinem Lokal warf, weil sie ihm beim Eintreten unverschämterweise nicht "Buongiorno" gesagt hatten. Für die Rückfahrt nach Triest warteten wir etwa eine Stunde auf das Boot, bis unsere Lehrer in Erfahrung brachten, dass dies an dem Tag ausserplanmässig gar nicht fuhr. Doch da die anderen Luana in dieser Stunde das "Telefonspieli" beibrachten, konnte man das Warten wohl kaum als Verschwendung ansehen. Zurück ging es dafür mit dem Bus. In der Stadt wurden vor dem Abendessen noch die letzten Einkäufe erledigt und ein letztes Mal der Apéro eingenommen. Während sich Julia, Lea, Lynn und Lisa dafür in einer Bar ein Glas Weisswein genehmigten, machten es sich Petra, Catalina und Luana im Kaffeehaus San Marco zu Kaffee, Kuchen und Free Wifi gemütlich.

Zum Abendessen setzten wir uns noch ein Mal mit den Lehrern zusammen, bevor wir dann zu einer kleinen Bartour aufbrachen.

In der Nacht gab es einen letzten kleinen Zwischenfall, als in unserem Hotel jemand von der Polizei abgeführt wurde, was Herr Heiniger den Schlaf raubte, da er Angst hatte, dass es jemand von uns gewesen sein könnte. Glücklicherweise tauchte dann aber zum Frühstück die gesamte Klasse 5c auf.

Auch wenn Herr Scheller in Triest blieb und Herr Heiniger und Herr Heutschi auf der Rückreise auf sich allein gestellt waren, lief alles gut, auch wenn wir Johanna in Milano beinahe im Zug zurückgelassen hätten, da sie nicht sicher war, ob wir aussteigen müssen (dies brachte ihr von Herr Heiniger einen Lachanfall und von Herr Heutschi den Kommentar, dass diese Frage wirklich blond gewesen sei, ein). Und so fand eine lustige und windige Woche ihr Ende.

Luana Sarbacher, 5c