Exkursion zum grossen Aletschgletscher

Die Klasse 5b durfte vor den Sommerferien für zwei Tage im Gebiet des Grossen Aletschgletschers unterwegs sein. Begleitet wurden wir von Frau auf dem Keller und Herrn Fehlmann. Als wir angekommen waren in Mitten der Walliser Berglandschaft, ging es zuerst mit der Seilbahn von Mörel aus und anschliessend zu Fuss in die Höhe. Nach einigen Höhenmetern genossen wir unser Mittagessen direkt vor der schönen Villa Cassel, unserer Unterkunft, in der schon Churchill logiert haben soll. Bald schon aber schnürten wir unsere Wanderschuhe fest und trafen uns mit unserem Exkursionsführer von Pro Natura zu unserer ersten kleineren Wanderung im nahe gelegenen Arvenwald. Dieser durch den Gletscher entstandene Arvenwald ist ein einmaliges Naturschutzgebiet und Lebensraum für unterschiedliche Flora und Fauna.  Entlang kleiner, holpriger Waldwege durchstreiften wir den grünen verwachsenen Arvenwald. Dazwischen hielten wir an und der Exkursionsführer verwies uns auf einzelne Naturphänomene: Beispielsweise auf die bemoosten Rundhöcker, welche vom Gletscher abgeschliffen wurden und deren Form Walfischen ähnelt.

Ebenso lernten wir auch den Tannenhäher kennen, ein Vogel, welcher die Arvennüsse aus den Zapfen frisst. Besonders beeindruckt hat uns die Tatsache, dass 50 bis 8000 Nüsse das Jahr über vom Tannenhäher versteckt werden und 80% davon im Winter wieder gefunden werden. Die übrigen 20% der Arvennüsse dienen zur Weiterverbreitung der Arven. Somit profitieren beide Arten, sowohl der Tannenhäher als auch die Arven, von dieser Symbiose. Gegen Ende der Wanderung mussten wir zu unserer Belustigung ein Stück barfuss auf dem Waldboden zurücklegen. Einige klagten über die unangenehmen Nadeln am Boden, andere waren so begeistert von diesem befreienden Gefühl, dass sie den Weg zurück zur Villa Castel, abgehärtet, auf nackten  Sohlen zurücklegten. Nach einem feinen Abendessen verbrachten wir den Abend gemütlich: Einige Mädchen genossen einen unterhaltsamen Plauderabend, andere zog es in die nahe gelegene Bergbar.

Am nächsten Tag brach die 5b wieder in Begleitung von Gregor, dem Exkursionsführer, zu früher Morgenstunde auf. Abermals führte unser Weg durch den verwunschenen Arvenwald.

Irgendwann lichtete sich dieser und wir erblickten den Anfang des gewaltigen Gletschers. Wir wanderten noch eine Weile an einem steilen Hang entlang bis zum Eggishorn. Dort assen wir unsere Brötchen, während wir das Panorama des ganzen 22.6 km langen Gletschers bestaunten. Bevor es zum Abstieg kam, vermittelte uns der Expeditionsführer einige interessante Fakten zu dem Naturphänomen: Besonders erstaunt hat uns die Tatsache, dass wenn man die gesamte Eismasse schmelzen würde, es für die gesamte Weltbevölkerung für vier Jahre 1 Liter Wasser gäbe.

Bald darauf wanderten wir steil abwärts durch die immer karger werdende Landschaft, bis wir am Gletschertor zwei weitere Bergführer trafen. Nun folgte der lang erwartete Höhepunkt unserer Expedition: die abenteuerliche Wanderung auf dem Gletscher. Am Seil und mit Steigeisen erklommen wir langsam die gewaltige Masse aus Eis, Schnee und Geröll. Es war ein purer Nervenkitzel an tiefen, unheimlichen Gletscherspalten vorsichtig vorbeizuwandern. Ebenso die unzähligen Gletschermühlen und Gletschertische versetzten uns in Staunen. Unsere Wanderung führte durch das Zehrgebiet des Gletschers. Dort ist die Ablation grösser als die Akkumulation, somit schmilzt mehr Eis, als dazu kommt. Bei einem kleinen Halt erklärte uns der Bergführer, dass es trotz der geringen Temperaturen Lebewesen gibt. Für die winzigen Gletscherflöhe ist es möglich, im kalten Eiswasser des Gletschers zu überleben. Gegen Ende unserer zweistündigen Wanderung auf der Eismasse wurden wir mit einem Apéro aus Eiswasser und Gletscherflöhen belohnt. Wir wunderten uns, dass diese Tierchen so süss schmecken, bis wir merkten, dass uns der Walliser Bergführer gewöhnlichen Sirup eingeschenkt hatte.

Nach dieser kleinen Erfrischung liessen wir den Aletschgletscher hinter uns und es erfolgte der anstrengende Aufstieg zurück durch den Arvenwald bis zu der Villa Castel. Doch wir hielten alle tapfer durch und wurden von Gregor aufgeheitert, als er uns auf einer Endmoräne das stetige Fliessen des Gletschers und die Entstehung von Mittel- und Seitenmoränen anhand eines Holzmodells demonstrierte. Als Gletscher diente Vanillepudding und das Gestein wurde durch Schokoladenstreusel ersetzt, somit wurde uns das Thema Gletscher nochmals im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft gemacht. Als man die Unterkunft von weitem sah, wurden einige Schüler von solch einem Verlangen angetrieben endlich anzukommen, so dass man einen Schlussspurt hinlegte, bis das ersehnte Ziel erreicht war.

Im Zug nach Zürich waren wir alle völlig erschöpft von der achtstündigen Wanderung, aber auch zufrieden, voller Eindrücke im Kopf von gewaltigen Eismassen und anderen Naturphänomenen.

Franziska Fellner, 18. 07. 2015