"Nestroys Lokalposse «Zu ebener Erde und erster Stock oder Die Launen des Glückes» wird am Rämibühl zur Globalposse. «Unten und oben» hält der High Society und der Wirtschaft einen Spiegel vor.
«Über die Armut braucht man sich nicht zu schämen, es gibt weit mehr Leut', die sich über ihren Reichtum schämen sollten.» Dies notierte Johann Nestroy in der Biedermeierzeit. Der Wiener Autor mischte das Theater seiner Zeit satirisch auf, etwa mit der Komödie «Zu ebener Erde und erster Stock oder Die Launen des Glückes» 1835. Diesen Satz und den Stückinhalt wendet die AG Theater Rämibühl unter der Leitung von Christian Seiler mit Witz auf die heutige Zeit an. Entstanden ist ein fulminantes, schauspielerisch tadelloses Werk – man vergisst, dass Gymnasiasten auf der Bühne stehen. Aus dem Off sprechen Jean Ziegler und Christoph Blocher über Arm und Reich, die Darsteller machen Anspielungen auf Exponenten der Schweizer und der globalen Wirtschaft, die Investmentbank Goldman Sachs wird augenzwinkernd in «Goldwoman Sachs» verwandelt. Die Lokalposse mit Gesang mutiert zur musikalischen Globalposse mit dem Titel «Unten und oben». Die Welt scheint darin zweigeteilt, doch Schwarz-Weiss-Malerei wird am Rämibühl nicht betrieben, vielmehr postuliert, dass von Geldgier alle besessen sein können. Die vierzehn Darsteller sind verteilt auf zwei Etagen: Unten lebt die Familie Stutz, die über jeden Rappen im breitesten Zürichdeutsch verhandelt. Christian Seiler hat Nestroy sprachlich umgearbeitet und teilweise aktualisiert. Oben herrscht die High Society, verkörpert von Familie Goldfuchs, deren Mitglieder und Bedienstete Hochdeutsch mit näselndem französischem Akzent sprechen. «Stägeli uf, Stägeli ab»-Beziehungen nehmen ihren Lauf. Weil Madame Goldfuchs sich verspekuliert, muss die Familie ins Erdgeschoss umziehen. «So tief bin ich gesunken», sagt Madame. Doch ein Happy End winkt." (NZZ-Kritik, Katja Baigger, 31.3.2014)
Die Aufführungen fanden im Zeitraum vom 29. März bis 5. April 2014 statt. Einige Impressionen dazu sind weiter unten zu finden.
Christian Seiler