Maturareise der Klasse 6b nach Prag

Nach einer mittelmässig arbeitsreichen Arbeitswoche als 3b in Mürren und einer höchst arbeitsreichen Arbeitswoche als 5b in der Provence, traten wir als Klasse 6b unsere Abschlussreise – nicht Arbeitswoche – nach Prag an. Im Gepäck hatten wir Freude, Erwartung, Herrn Schneider und Herrn Näf.

Am Montagabend ging es los – im Nachtzug, um die Abgase eines gewissen brennenden Schneemannes etwas zu kompensieren. Zumindest erging es uns besser als diesem, mit Kopf und ohne Scheiterhaufen wurden wir am Dienstagmorgen in Prag empfangen und frühstückten erst einmal ausgiebig. Am Nachmittag führte uns Frau Petrova durch die wunderschöne Altstadt und gab uns einen Einblick in die tschechische Kultur. Teils faszinierend, teils schockierend war der Osterbrauch, bei dem Männer und Jungen mit einer Holzrute durch das Dorf ziehen – durch die Schläge sollen die Frauen angeblich nicht altern, weshalb zum Dank noch Alkohol ausgegeben werden muss. Letzterer sollte auch beim Abendessen nicht zu kurz kommen, so machten wir es uns im Pilsen Bierkeller gemütlich.

Am Mittwoch setzten wir unseren Kultur-Trip fort, wozu wir die Prager Burg besuchten. In Kafkas Wohnung fanden wir weder Georg, Gregor, noch einen Käfer, weshalb wir etwas enttäuscht waren. Diese Enttäuschung konnten wir am Nachmittag dafür mit Frust-Essen (Trdelniks in jedem dritten Haus der Altstadt), Frust-Shopping (Outlets in der Vorstadt) oder ganz einfach mit einem Besuch im Kafka-Museum wett machen. Diejenigen, welchen es immer noch nach Kultur dürstete, beglückte am Abend das Prager Symphonieorchester mit Dvorak und Suk (und Wein in der Pause).

Damit die „soziale Komponente“ (laut Richtlinien für die Maturareise) nicht zu kurz kam, fanden am Donnerstag gleich zwei Team-Building-Events statt. Am Morgen wagten sich einige Mutige in den Escape Room, welchen wir mit zitternden Beinen und grauen Haaren verliessen. Aus den grauen Haaren wurden orangene am Nachmittag, als wir bei einem Paintball zusammenwuchsen. Danach war das Socialising jedoch noch lange nicht zu Ende: Es winkte der grösste Club Europas mit drei Stockwerken und unzähligen Partygängern.

Zeit für einen Kater blieb dann keine, denn am Freitagmorgen mussten wir unser Loft auch bereits wieder zurückgaben. Mehr oder weniger planlos streiften wir alsdann durch die Stadt, um die letzten Stunden zu geniessen. Bei einem Besuch im Fear House wurden die orangenen Haare wieder grau, wobei der freundliche Herr mit Motorsäge sicher auch bereit gewesen wäre, die Haare ganz zu rasieren. Wie dem auch sei, schliesslich erreichten Sämtliche lebend den Bahnhof und es folgte eine heisse Nacht (die Klimaanlage streikte). Am Samstagmorgen begrüsste uns der Zürcher Hauptbahnhof mit seinem ganzen liebenswerten, renovationsbedürftigen Charme.

Leo Landolt, 6b