Für mich war von Anfang an klar, dass ich diesen zweiwöchigen Zeitraum als Chance nutzen wollte, um etwas zu arbeiten, was ich vermutlich nie wieder erleben werde. Der Zoo hat mich sehr interessiert, obwohl mir klar ist, dass ich diesen Beruf vermutlich nicht ausüben werde. Auf der Website des Zoo Zürich fand ich heraus, dass sie keine Art von Praktikum anbieten, deshalb ging ich zum Zoo Basel und meldete mich für ein Volontariat an. Es war überhaupt nicht kompliziert, mich anzumelden, und mit dem Ausfüllen eines Formulars hatte ich schon meine Bestätigung für das Volontariat. Im Formular konnte ich meine Interessen für die Tierarten angeben, mit denen ich gerne arbeiten würde. Dort habe ich grössere Tiere hingeschrieben, weil diese mich mehr ansprechen und ich auch eher körperlich anstrengende Arbeit machen wollte. Da ich Freunde und Verwandte in Basel hatte, fand ich auch sehr schnell einen Schlafplatz für die zwei Wochen in Basel.
Am ersten Tag traf ich mich mit Lino, einem Kollegen, der ebenfalls während des PPs in den Zoo Basel ging, vor dem Haupteingang. Dann wurden wir zugeteilt. Ich wurde zu den Nashörnern gebracht, was mich sehr erfreute. Doch es stellte sich heraus, dass es ein Missverständnis war und momentan keine Volontäre zu den Nashörnern gehen konnten. Dann wurde ich zu einem anderen Gebäude geführt und mir wurde gesagt, dass ich meine Zeit im Zoo im Vogelhaus und der Insektenzucht verbringen werde. Ich konnte mein Pech kaum fassen, da mich dieser Bereich kaum interessierte und ich mir etwas anderes vorgestellt hatte.
Zwei Wochen lang musste ich jeden Tag die gleiche Anzahl Früchte klein schneiden und die gleiche Anzahl Teller abwaschen. Es gab früh am Morgen und spät nachmittags einen Futterdurchgang bei allen Volieren, bei dem das alte Futter ausgeräumt und das neue Futter eingeräumt wurde. Dazu wurden alle Volieren zweimal pro Woche geputzt. Täglich musste etwa eine Stunde Insektendienst gemacht werden. Es gab auch immer eine eineinhalbstündige Mittagspause, die ich mit Lino verbrachte. Dabei assen wir im Zoorestaurant und spazierten danach durch den Zoo, um verschiedene Tiere zu beobachten. Ich habe mich jeden Tag sehr auf die Pausen gefreut, da mir die Arbeit im Vogelhaus nicht gefiel. Ich wollte unbedingt wechseln und habe angerufen und eine E-Mail geschrieben, doch es gab keine andere Option, ausser ganz aufzuhören oder weiterzumachen. Somit musste ich die vollen zwei Wochen im Vogelhaus verbringen.
Am Dienstag und Mittwoch in der ersten Woche erlebte ich zwei ziemlich langweilige Tage. Der Leiter des Vogeldienstes erteilte mir die Aufgabe, eine Kragentaube einzufangen, deren Schnabel abgeschnitten werden sollte. Er hatte einen Fangkäfig bereitgelegt und mir erklärt, dass ich ihn schliessen soll, sobald sie in den Käfig geht. Doch das war einfacher gesagt als getan. In der riesigen Halle hielt sie sich überall auf, aber nicht in der Nähe des Käfigs. So sass ich insgesamt etwa 10 Stunden auf dem gleichen Stein und wartete, ohne dass etwas passierte. Ich durfte nichts anderes machen. Am Mittwochmittag, als ich von der Mittagspause zurückkehrte, meinte der Vogelhauschef, dass er es in 10 Minuten geschafft habe, den Vogel zu fangen, indem er Futter hineingelegt hatte, von dem er wusste, dass die Taube in den Käfig gehen würde, und sagte: „Ich habe dich verarscht, ich wollte einfach mal testen, ob sie auch so in den Fangkäfig geht.“ Von ihm stammten allgemein Aussagen, die mich zum Teil sehr irritierten, und ich wusste oft nicht, ob er es ernst meinte. Zum Beispiel nannte er mich einen „südländischen Bastard“. Trotzdem habe ich motiviert geholfen und getan, was man mir gesagt hat. Ich konnte zudem einen letzten Arbeitstag bei den Flusspferden verbringen, was total meiner Vorstellung entsprach und mir sehr viel Spass gemacht hat.
Verglichen mit dem, was ich erwartet habe, war es keine besonders tolle Zeit, da mich kleine Arbeiten wie das Abschrubben von Blättern an einem Baum nicht sehr interessierten. Trotzdem habe ich viele wertvolle Erfahrungen gesammelt und weiss nun, dass ich kein Wärter im Vogelhaus werden möchte. Doch ich denke das, wenn es einen interessiert, eine grossartige Sache ist und ich nur Pech mit dem Arbeitsort hatte. Der Wechsel im Alltag hat mir sehr gefallen, es war ungewohnt aber sehr toll.
Sebastiano Ravidà