Personal Project in der Möbelschreinerei

Erlebnisbericht:

Normalerweise mache ich nur theoretische Sachen. Darum wollte ich mal eine Abwechslung haben und etwas Praktisches machen. Ich habe schon seit immer eine Faszination für Schreinereien und Schreiner-Arbeiten gehegt, und da wir ganz in der Nähe von unserem Wohnort in der Altstadt von Zürich eine Schreinerei haben, habe ich mich entschieden, dort mein Personal Project zu absolvieren. Darüber hinaus hat mich meine Familie in meiner Wahl sehr unterstützt, hauptsächlich weil sie nur Vorteile für ihre Möbelreparaturen gesehen haben (!), und weil sie dies als etwas sehr Praktisches fürs Leben im Allgemeinen erachten. So habe ich Montag den 24. September mein 2-wöchiges Praktikum in der Schreinerei Nussbaumer angefangen.

Diese Schreinerei ist klein. Mit dem Chef hat sie nur 5 Angestellte. Maya, die in der Administration arbeitet und die ich noch nie gesehen habe, Adrian, der Chef, der zwischen seinem Büro und Orten, an denen er Aufträge erledigen muss, hin und her pendelt, Robin, ein Lehrling im letzten Jahr, und Christian und Werner, die meistens nicht in der Schreinerei sind, weil sie Aufträge in ganz Zürich oder ausserhalb Zürichs erledigen. Deshalb ist dort alles viel spontaner als in einem grösseren Betrieb. So war auch mein Anfang, spontan. Zwar hatte ich die Schreinerei zu kontaktieren versucht, aber wie ich im Nachhinein erfuhr, hatten sie Ferien. Ich kam am 24. September um die 8  Uhr an und wurde sofort aufgenommen. Kurz nachdem ich gekommen war, fing ich schon zu arbeiten an, obwohl ich nicht wusste, wie die Arbeitszeiten sind, was meine Arbeit war und wie der Betrieb funktionierte. Nach und nach erfuhr ich all das. Die Arbeit begann um Viertel nach sieben, von zwölf Uhr bis ein Uhr war Mittagspause und um 5 Uhr war Feierabend, ausser am Freitag, da war schon um Viertel nach drei Feierabend.

Ich war auch erstaunt über die Vielfalt der Tätigkeiten in der Schreinerei. Zum Beispiel muss die Schreinerei bei Reparaturen Staubwände errichten. Eine Staubwand ist ein Gestell aus Holzlatten, das mit Plastikfolie umhüllt ist und an der Stelle aufgestellt wird, wo die Reparatur stattfindet. Bei einer Reparatur entsteht Staub, doch damit dieser nicht im Raum schön verteilt wird, errichtet man diese Konstruktion, damit der Staub in der Konstruktion bleibt. Ferner: Fenster, Jalousien und Türen werden repariert, Schränke werden gebaut, Schlösser werden ersetzt, Möbel, die die Besitzer nicht mehr haben wollen, werden abtransportiert, Böden werden errichtet und kleine Möbel werden hergestellt. Gesamthaft gesehen arbeitet die Schreinerei beim Umbau und bei Reparaturen mit.

Da ich ein Praktikant war, konnte ich all das sehen, mitmachen, mit jedem etwas zu tun haben, und jedem je nach Bedarf helfen. So bin ich beispielsweise am Dienstag den 25. September mit Werner im Frankental, Höngg, Glastüren ersetzen gegangen, während ich am Mittwoch den 26. September mit Christian nach Zollikon gegangen bin, um ihm zu helfen, einen begehbaren Schrank zu bauen.

Ich war dort ein Aushilfe, d.h. dass ich das bringen musste, jenes halten musste und dieses dorthin stellen musste. Ab und zu musste ich kleine Arbeiten erledigen, wie zum Beispiel die Plastikfolie von einer Staubwand an die Wand kleben, beim Glastüren- Reparieren alte Nägel aus dem Rahmen, der die Glasscheibe in der Türe hält, herausnehmen, oder sauber machen.

Bei meiner letzten Arbeit, ein Tablett herstellen, musste ich dann fast alles selber machen. Die einzige Hilfe dabei war Beratung von den anderen oder die anderen erklärten mir, wie man eine Maschine benützt.

Erfahrungsbericht:

Die Erfahrung, die ich in der Schreinerei gemacht habe, ist eine sehr gute. Was sehr dazu beigetragen hat, war, dass die Leute sehr nett waren. Die Arbeit, die ich verrichtete, gefiel mir sehr. Alles ging locker zu und her. Alle, mit denen ich gearbeitet habe, haben versucht, mich zu beschäftigen, sofern es möglich war, weil ich ja nicht das gleiche Wissen und Können hatte wie sie. Die Arbeit hatte meine Neugier ganz erfüllt und ich war darum sehr glücklich. Nur ein Teil der Arbeit sagte mir nicht so zu. Das war das Messen. Wenn man ein Möbel baut, dann muss jedes Stück auf jedes passen. Dazu muss man die Stücke gut bearbeiten. Doch damit das möglich ist, muss man ausserordentlich genau messen, und das machte mich angesichts der Wichtigkeit ein wenig nervös. Wenigstens am Anfang.

Natürlich gab es auch Anfangsschwierigkeiten, die sich rasch von selber lösten. So gewöhnte ich mich an den Lärm, der immer wieder kam. Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten mit den Namen der Werkzeuge, aber mit der Zeit merkte ich mir sie. Da ich schüchtern bin, wusste ich nicht genau, wie ich mit dem Leuten umgehen soll. Ich löste das, indem ich offen war. Was mir am Anfang auch Schwierigkeiten bereitete, waren die langen Arbeitszeiten, doch auch daran gewöhnte ich mich.

Ich lernte auch ein paar Sachen über mich. Ich merkte, dass ich eher ein Denker als ein Handwerker bin, obwohl ich sonst sehr gerne etwas mit den Händen mache – aber halt nach eigenen Vorstellungen und nicht nach klaren Anweisungen. Durch dieses Praktikum habe ich das Gefühl, dass sich mein Durchhaltevermögen und meine Geschicklichkeit gesteigert haben, und überhaupt habe ich eine bessere Vorstellung vom Berufsleben eines Handwerkers gewonnen.

Ich konnte mich auch nützlich machen, indem ich den Schreinern die Arbeit erleichtert habe. Auf dieser Art und Weise habe ich zudem bei Umbau und Reparaturen geholfen und Sachen gelernt, die andere Menschen sonst nie erfahren würden.

Ich kann diese Tätigkeit sehr wohl weiterempfehlen, falls man mit den Händen arbeiten will, und wenn man erfahren möchte, wie es in einer Schreinerei zu und her geht. Das Beste ist, dass man in Gebäude rein gehen darf, in denen man nichts zu suchen hätte, beispielsweise in der kantonalen Verwaltung. Das ist auch spannend, und eine andere Facette der Schreinerei-Arbeiten.

Max Gheorghiu, Klasse 4a