Sprachaufenthalt in einem englischen Internat

Im Spätsommer 2023 zog ich für ein halbes Jahr nach England, um in einem katholischen Internat nördlich von London zu leben und zur Schule zu gehen. Einige Monate zuvor hatte ich die Schule bereits mit meinem Vater besucht, sodass ich schon wusste, wie mein neuer Wohnort aussehen würde.

Das Leben in einem englischen Internat war seit meiner Kindheit ein Traum von mir, inspiriert durch Bücher und Filme wie Harry Potter, Hanni & Nanni und Wild Child. Das Gelände des St. Edmund’s College & Prep School erinnerte tatsächlich an Hogwarts. Die Schule liegt abgelegen mitten im Grünen. Der Unterricht und das Wohnen finden in altehrwürdigen Gebäuden statt.

Mein Zimmer teilte ich mir mit Alla, einer Schülerin aus Hongkong, mit der ich mich sehr gut verstanden habe. Sie ist nun eine meiner engsten Freundinnen und wir sind immer noch viel in Kontakt. Das Leben im Internat unterschied sich stark von meinem Leben zu Hause, man ist fast nie allein. Ich hätte nie gedacht, dass mir das ständige Zusammensein so gut gefallen würde. Ich habe in England daran gedacht, wie es wohl wieder in Zürich sein würde. Ich konnte mir ein Leben ohne das ständige Gewusel meiner Mitbewohner und Mitschüler gar nicht mehr vorstellen.

Morgens versammelten sich alle Boarders zum Frühstück, um sich am grossen Buffet ein typisches englisches Frühstück, Porridge oder andere Leckereien auszusuchen. Anschliessend gingen wir in unseren Schuluniformen zum Unterricht. Freitags hatten wir immer zuerst ein ,,House Meeting‘‘. Ich war im Poynter House und so fanden unsere Besprechungen im ,,King Room‘‘ statt, geschmückt mit grossen, alten Gemälden. In diesen Treffen wurden uns die Werte unseres Hauses vermittelt, Auszeichungen präsentiert und anstehende Events wie die ,,House Competitons‘‘ angekündigt. Der beste Wettbewerb war der ,,Christmas Run‘‘ im Dezember, bei dem wir alle mit Weihnachtsmützen verkleidet durch Schlamm und über Heuhindernisse rannten.

Nach dem Unterricht stand täglich eine von uns ausgewählte Aktivität auf dem Programm. In meinen sechs Monaten nahm ich am Running Club, Fitness Club, Doodleusion Club, Feldhockey, Netball, Wasserpolo, Fotografie-AG und dem Disney Film Club teil. Um den Schultag abzuschliessen, gingen wir Boarders nach der Schule noch für zehn Minuten in die Kirche, wo gesungen und gebetet wurde. Da ich nicht aus einer katholischen Familie stamme, war dies anfangs sehr ungewohnt für mich. Doch ich gewöhnte mich schnell daran und lernte diese kurze Zeit der Ruhe am Tag zu schätzen.

Auch an den Wochenenden kam keine Langweile auf – sie waren wahrschenlich das Beste an meiner Zeit in England, obwohl dazu auch die Messe um 11 Uhr am Sonntagmorgen gehörte. Es gab immer ein bis zwei Aktivitäten, für die man sich anmelden konnte. Meistens stand mindestens ein Ausflug in eine Stadt wie London, Cambridge oder eine nahegelegene Kleinstadt wie Ware auf dem Programm. Daneben unternahmen wir Ausflüge zum Bowling, auf Weihnachtsmärkte, in Freizeitparks, zum Skifahren in einer Halle, zum Reiten oder zum Paintball.

Die neuen Kulturen und Bräuche, die ich kennengelernt habe, haben mich tief beeindruckt und ich bin dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, sie zu erleben. Besonders schön fand ich, dass es immer einen Anlass zum Feiern gab – sei es der Pancake Day, der Gründungstag der Schule, das Chinesische Neujahr, das Poynter House Dinner oder eines der vielen Feste vor Weihnachten.

Meine Zeit in England war eine sehr wertvolle Erfahrung. Neben den neuen Kulturen und Orten waren es schlussendlich die Menschen, die meinen Aufenthalt so besonders gemacht haben. Diese sechs Monate haben mir Erinnerungen geschenkt, die ich für immer in meinem Herzen tragen werde.

Milla Bergmann, 5i