Eine eindrückliche Erfahrung
Am Morgen des 17. Septembers, versammelte sich die Klasse 4a um im Kino den Film Welcome to Sodom (2018) anzusehen. Der Film war Teil des Zürcher Film Festivals.
Im Kinosaal wird es dunkel, das heitere Publikum, das aus Schulklassen besteht, wird auf einmal ganz still.
Der Film beginnt mit Nahaufnahmen und dramatischen Effekten, begleitet von einer Erzählerstimme, die eine tragische Legende, der Entstehung von Sodom erzählt. Zuerst bleibt unerkennbar, was genau die Nahaufnahmen zeigen, davon erkennen kann man jedoch eine lodernde, ja geradezu fauchende Glut, begleitet von einzelnen Momenten, in denen die Kamera über drachenähnliche Schuppenhaut schweift. Mit diesen ersten Momenten ist die Aufmerksamkeit der Zuschauer gewonnen.
Die Kamera zoomt heraus und dreht sich, gibt uns ein Bild der Umgebung. Wir sehen eine riesige Ansammlung von allerlei Dingen, hauptsächlich Schrott, durch die vereinzelt giftige Gasschwaden hindurchwüten. Mit der Zeit kommen Stimmen zu der fast unheimlichen Stille, im Hintergrund irgendwann Gesang. Es herrscht reges Treiben.
Im weiteren Verlauf des Filmes lernen wir verschiedene Bewohner der Müllhalde kennen, deren Einstellungen und Wege dort Geld zu verdienen, unterschiedlicher nicht sein könnten. Die meisten Männer verdienen damit Geld, nach wertvollen Materialen zu suchen, die Frauen verkaufen Wasser.
Es leben nicht nur einfach arme Menschen ohne Arbeit dort, sondern auch Leute, die sich vor der Regierung verstecken müssen, wie z.B. Schwule.
Die meisten von ihnen träumen davon, nach Europa zu gelangen, wo sie sich Arbeit und Freiheit versprechen. Jedoch wird ein Grossteil von ihnen Europa wahrscheinlich nie sehen.
Zu dem Ort Sodom
Sodom, eine Elektroschrott-Deponie in Agbogbloshie, befindet sich in der Millionenmetropole Accra in Ghana. Sie wird von den dortigen Bewohnern wegen der hohen Kriminalitätsrate und den giftigen Gasen so genannt.
Bis vor ein paar Jahren soll dieser Ort noch ein schönes Plätzchen Erde gewesen sein, nun stapeln sich dort Berge von Müll, Kabeln, Fernsehern, und sogar Fahrzeuge findet man dort.
Laut Forschern kann man nicht mehr als zwei Stunden auf der Deponie verweilen, ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen.
Vor allem für Kinder ist das sehr schädlich, viele von ihnen werden schon sterben, bevor sie 20 Jahre alt sind. Die, die überleben leiden unter anderem an Nieren- und Neuron-Schäden, später können Gedächtnisschwund, Bluthusten und Asthma auftreten.
Der Elektroschrott, der in Sodom landet, wird illegal von überall her dorthin geschafft. Vor allem aus Europa. Im Film steht jedoch das Leben der Menschen dort im Vordergrund.
Persönlicher Eindruck
Ein sehr bedrückender und dramatischer Film, der die Zuschauer zum Nachdenken bringt. Trotz der Tatsache, dass es ein Dokumentarfilm ist, war der Film in keiner Weise langweilig. Das wurde vor allem durch Wechsel von Person zu Person, durch Nahaufnahmen und durch kleinere Sequenzen, die den Rauch und das Feuer zeigten, erreicht. Auch trugen Soundeffekte, die gewaltig und gefährlich wie ein Gewitter erschienen, zur Spannung bei. Diese Momente gaben einem ein Gefühl von Kraft, aber auch ein Gefühl, in einer endlosen, dampfenden Wüste zu sein, einem Ödland, das sich jeden Tag ausbreitet und die Lebensorganismen verschlingt. Das Feuer spielt hier auch eine grosse Rolle als Zerstörer, als ungebändigte Kraft, die es vor Urzeiten schon war. In diesen Momenten kommt es einem wirklich wie die Hölle vor.
Die Regisseure benutzen nicht einen Erzähler, sondern lassen die Bewohner erzählen, von Mythen, von Gott, von der angeblichen Entstehung von Sodom und von ihrem Beruf. So wird die Verbindung, die diese Leute zu Sodom empfinden klar. Ausserdem wird einem so das tragische Schicksal dieser Leute und deren Nachkommen bewusst. Sie werden dort geboren und werden auch dort sterben, ein Entkommen scheint fast unmöglich, ganz zu schweigen davon, danach noch ein normales Leben führen zu können.
Das Nachspiel
Nachdem der Film zu Ende war, brach der Lärm aus.
Gesprächsthema Nr.1 war der Film, jetzt wollte jeder seine Meinung zum Film äussern. Ausserdem wollten alle hören, wie die Klassenkameraden den Film fanden. Auf der Rückreise dagegen war es sehr still. Die Zeit wurde genutzt, um die Geschehnisse des Films zu reflektieren, sich eine Meinung zu bilden. Obwohl die meisten den Film wahrscheinlich schnell vergessen werden, wird die Botschaft hoffentlich im Unterbewusstsein bleiben.
Johann Ganz, 4a