Wirtschaftswoche am LG

Ein Erlebnisbericht aus der Wirtschaftswoche der Ernst Schmidheiny Stiftung in Magliaso (TI) vom 2. bis 7. April 2017

Sonntagnachmittag: die Klassen 4e, 5a, 5b und 5c versammelten sich am Hauptbahnhof Zürich, um nach Magliaso ins Centro Evangelico zu reisen. Die Vorfreude auf diese Woche im voraussichtlich sonnigen Tessin war gross. Nach einer 2½-stündigen Zugfahrt mit vollgepackten Koffern und einem Umstieg in Lugano kamen wir endlich in der Unterkunft an und konnten unsere Zimmer aussuchen. Die Zimmer waren gemütlich, geräumig und mit einem Zwischengeschoss ausgestattet, welches frühe Kinderträume wachrief. Wir nutzten die verfügbare Zeit vor dem Znacht, um das Centro kennenzulernen und die Umgebung auszukundschaften. Auch nahmen wir von den vielen Sportmöglichkeiten wie Volleyball, Fussball und Ping-Pong Kenntnis. Die Lasagne am Abend schmeckte nach Massgabe der gehäuften Portionen der Mehrheit in allen Klassen. Da wir danach frei von jeglichen Pflichten waren, verbrachten wir den restlichen Abend, um mit den Klassenkameraden abseits von Schulstress am See zu plaudern.

Am nächsten Morgen erwartete uns ein reichhaltiges Frühstück. Um 08.00 Uhr fanden wir uns dann im Saal des Hauses „Paradiso“ ein, welcher für die kommende Woche unser Konferenzzimmer sein sollte. Auf eine kurze Einführung durch unsere erfahrenen Fachlehrer Philipp Müller und Urs Strebel begannen wir mit den ersten Vorbereitungen. Nach langer Diskussion entschieden wir uns, als Klasse in die Pharmaindustrie einzutauchen. Als die Namen und die Rollen in der Konzertleitung feststanden, nahmen die vier frisch gegründeten Firmen „Serqet“, „Manitas“, „PharmaX“ und „Senesta“ ihre Tätigkeit auf und so fällten wir die ersten Geschäftsentscheide. Wir mussten Preise festlegen, Mitarbeiter einstellen, Maschinen kaufen und noch vieles mehr. Und so ging das erste Geschäftsjahr – ein Arbeitstag entspricht einem Geschäftsjahr –,  ohne grösseren Schaden anzurichten, zu Ende.

Am ersten Tag waren viele durch eine längere Theorieschicht gefordert und manche, man könnte fast sagen, überfordert. Nach diesem anstrengenden Geschäftsjahr verköstigten wir uns erst einmal in der Cafeteria – die Zahl georderter Latte Macchiatos stieg übrigens bis Ende Woche bei manchen Klassen ins Unermessliche. Danach gingen einige von uns zur naheliegenden Tankstelle, um auch noch den Bedarf an Süssem zu decken. Nach einem ausgelassenen Abend hiess es: „Gute Nacht und Lichter löschen“.

Kurz war die Nacht und bereits um 6.45 Uhr krähte der Hahn: Zeit fürs Frühstück und nachher für den pünktlichen Einstieg ins zweite Geschäftsjahr um 8.00 Uhr im „Paradiso“. Als wir in den Raum kamen, hingen schon die Zahlen des letzten Geschäftsjahres an der Wand. Es zeichnete sich schnell ein Muster ab: Zwei Firmen, „Senesta“ und „Serqet“, entschieden sich für eine Tiefpreispolitik, während sich die Firmen „PharmaX“ und „Manitas“ im Luxussegment positionierten. Die Fachlehrer gaben uns dann die detaillierten Zahlen des Verkaufsjahres, und wir wurden für 45 Minuten für firmeninterne Besprechungen entlassen. Nach der Beratungsperiode hielten die Leiter einen Theorieblock ab, der uns wichtige Grundlagen für umsichtigere Geschäftsentscheide lieferte. Um 12 Uhr gab es Mittagessen, welches wir alle dringend nötig hatten. Eine halbe Stunde Pause und dann ging es wieder auf die Chefetage; wir erhielten die Entscheidungsblätter mit Erläuterungen zur Marktlage. Wir hatten dann zwei Stunden, um alle geforderten Entscheide zu treffen: Wieder galt es, Maschinen zu kaufen, Personal einzustellen oder zu entlassen, Preise festzulegen, Werbekosten zu bestimmen – mit jedem Mal kam mehr dazu, und so ging es auch in den nächsten Tagen weiter.

Ein Höhepunkt unserer Wirtschaftswoche war definitiv am Mittwoch zu verzeichnen: Nachmittags besuchten wir die Firma Zimmerli of Switzerland. Im Voraus erkundigten wir uns über die Firmengeschichte und -struktur sowie über deren Ausrichtung und Strategie, um vor Ort mit einigen schlauen Fragen aufwarten zu können.

Das Unternehmen ist eines der wenigen noch bestehenden traditionellen schweizerischen Textilunternehmen. Zimmerli produziert vorwiegend exklusive Unterwäsche. Die Positionierung mit qualitativ hochwertigen Produkten ist das Alleinstellungsmerkmal, welches heute einem Schweizer Textilunternehmen ermöglicht, in diesem Sektor bei inländischer Produktion noch Geld zu verdienen. Die Firma Zimmerli betreibt auf der ganzen Welt Filialen, um sich einen Platz im stetig wachsenden internationalen Luxusmarkt zu sichern. Und natürlich hat Zimmerli auch die profitversprechenden chinesischen und nahöstlichen Märkte erschlossen.

Mit viel lauter Musik ging die Klassenfahrt per Bus nach Mendrisio, wo uns Frau Eyer, CCO von Zimmerli, erwartete, welche uns später im Betrieb herumführte. Mit den vielen interessanten Eindrücken, welche wir in der Firma Zimmerli sammeln konnten, zogen wir nach Lugano, um dort unseren freien Abend zu verbringen. Auf den Mittwoch folgte ein arbeitsreicher Donnerstag mit gleich zwei Geschäftsjahren an einem Arbeitstag. Die Geschäftsjahre zeigten uns, wie schnell sich der Markt verändern kann – ein paar unserer Firmen wurden noch einmal auf die Probe gestellt. Ausserdem bereiteten wir bis in die Nacht hinein auf die Generalversammlung vor oder schrieben diesen Bericht für die LG-Homepage. Am Freitag wachten wir nach einer wilden Abschlussnacht todmüde um viertel vor sieben auf. Einige wenige standen sogar noch früher auf, um ihren Auftritt an der Generalversammlung zu „perfektionieren“.

Wenn wir heute, am letzten Tag, zurückblicken, können wir behaupten, dass sich die Wirtschaftswoche definitiv gelohnt hat. Das Unternehmensimulations-Spiel, die Organisation, die Fachpersonen, das Essen, das Wetter: einfach alles stimmte. Und so versprechen wir unseren nachfolgenden 4./5.-Klässlern mit gutem Gewissen eine erlebnisreiche Woche im 2018!

Die Chief Communication Officers der vier Unternehmen der Klasse 4e,
Hayden Markova, Philipp Fellner, Julian Sarasin und Cyrill Stoll

 

Das Literargymnasium Rämibühl führte dieses Jahr die Wirtschaftswoche der Ernst Schmidheiny Stiftung in Zusammenarbeit mit der Zürcher Handelskammer zum 3. Mal durch. Dieses Jahr nahmen wiederum vier Klassen – die Klassen 4e, 5a, 5b und 5c –  mit insgesamt 93 Schülerinnen und Schülern teil.

Schulseitig wurde die Wirtschaftswoche von Manuel Geier, Kevin Heutschi, Matthias Scheller und Marc von Moos begleitet.

Als externe Fachlehrpersonen fungierten für die 4e Philipp Müller und Urs Strebel, für die 5a Dana Prochazka und Bernhard Storz, für die 5b Jacqueline Rieden und Mathias Daube und für die 5c Dieter Hagmann und Markus Turdo.

Ihnen allen möchte ich als Organisator des LG Rämibühl herzlich für die engagierte Vorbereitung und Durchführung danken. Im Besonderen gebührt Giulia Bonaldi von der Zürcher Handelskammer ein grosses Dankeschön für die wertvolle Federführung im Hintergrund und die allseits grosszügige Unterstützung.

Marc von Moos,
Organisation, Lehrer für Wirtschaft & Recht