Silvia Steiner ist Bildungsdirektorin und Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren. Während der 1. und 2. Welle war sie ausserdem Regierungspräsidentin des Kanton Zürichs. Sie war sozusagen die oberste Corona- Bekämpferin des Kanton Zürichs und war im direkten Kontakt mit dem Bundesrat. Am 9. Juli durften wir sie hier am LG interviewen. Wir haben ihr folgende Fragen
Wie hat sich Ihre Arbeit durch die Pandemie verändert?
Ähnlich, wie bei vielen anderen Menschen hat Corona mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Sowohl mein persönliches Leben als auch meine Arbeitsstruktur und die ganze Belastungssituation ist nicht mehr mit vor der Pandemie zu vergleichen. Um ehrlich zu sein kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, was ich zuvor gearbeitet habe. Eine der grössten Veränderungen war natürlich, dass die repräsentativen Anlässe weggefallen sind. Dennoch ist meine Arbeitszeit nicht gesunken, sondern eher gestiegen. Ich hatte das Gefühl, dass ich gar nicht mehr normal arbeiten konnte, sondern nur dafür sorgte, dass andere Leute arbeiten konnten.
Wie war der Umstieg auf das Digitale?
Für mich war dieser Umstieg ehrlichgesagt relativ problemlos. Zuerst hat unsere IT-Abteilung dafür gesorgt, dass die IT-Infrastruktur vorhanden ist. Dies hat sehr gut funktioniert.
Es gab aber schon kleinere Probleme. Zum Beispiel hatte ich zwischen diesen neuerdings digitalen Sitzungen keine Pausen mehr, weil ich das Zimmer nicht mehr wechseln musste. Das war ein Stress, weil man so nie kurz Zeit hatte sich zu bewegen, etwas zu trinken oder auf das WC zu gehen. Auch hat es mich zuerst etwas verwirrt, dass wir so vielen verschiedenen Austauschprogramme benutzt hatten.
Ich muss aber auch noch erwähnen, dass bei mir nicht alles auf das Digitale gewechselt hat. Zum Beispiel hatte ich noch viele Live-Sitzungen mit den Regierungsratkolleg*innen.
Wenn sie gewusst hätten, was auf sie zukommt, hätten Sie Ihren Job behalten?
(schmunzelt) Ja, ich hätte natürlich nicht einfach aufgegeben. Ich wusste ja eigentlich schon einigermassen, was auf mich zukommen wird, ich hätte einfach nie gedacht, dass diese Krise so lange dauern wird. Sie findet kein Ende. Immer noch haben wir keine Ahnung wie lange dieses Virus uns noch begleiten wird.
Was war die wichtigste Entscheidung, die Sie in Bezug auf die Pandemie getroffen haben?
Zuerst muss ich klarstellen, dass wir immer die Massnahmen des Bundesrats vollziehen mussten. Erst nach der Aufgabe des Lockdowns hatten wir, als Kanton wieder die Verantwortung und mussten viele wichtige Entscheidungen treffen. Wir als Zürcher Regierung haben uns dafür entschieden einen liberalen Weg zu gehen. Wir wollten die Menschen dieses Kantons als mündig ansehen und wir wollten nichts anordnen was wir nicht kontrollieren also durchsetzen können. Es nützt nichts etwas anzuordnen, was nicht eingehalten wird. Alle unsere Entscheidungen kann ich wirklich vertreten. Dies bedeutet aber keineswegs, dass ich sie gerne gefällt habe, denn ich kann sehr gut verstehen, dass es nicht angenehm ist, diese umzusetzen.
Was würden sie bei einer weiteren Pandemie anders machen?
Ich würde so lange wie möglich die Schulschliessung verhindern. Ich würde nicht behaupten, dass sie ein Fehler war, aber eigentlich könnte sie mit einem guten Schutzkonzept verhindert werden. Ich habe auch die jungen Leute so interpretiert, dass sie lieber Masken anziehen wollen, als nicht in die Schule gehen zu dürfen. Vielleicht haben die meisten dies aber genau wegen der Schulschliessung realisiert.
Sie haben viele Entscheidungen getroffen, die sehr prägend für viele Jugendliche waren. Hatten Sie Kontakt zu Jugendlichen, um solche Entscheidungen zu treffen?
Nein eigentlich hatte ich keinen Kontakt mit Jugendlichen, weil ich ja nicht mit allen Jugendlichen sprechen konnte aber alle eine andere Sichtweise haben. Ich war aber in konstantem Austausch mit den Rektoren. Ich denke, da die Rektoren in engem Kontakt mit den Lehrpersonen sind, wissen sie sehr gut, welche Massnahmen angemessen sind.
Wie hat so ein Gespräch mit den Rektoren ausgesehen?
Es hat natürlich online stattgefunden. Das Ziel dieser Sitzungen war es Lösungen zu finden, in welchen die verschiedenen Gymnasien ihren Freiraum für individuelle Entscheidungen haben, aber trotzdem einigermaßen einheitlich und übersichtlich sind. Dies ist wichtig, weil die Gymnasien des Kantons Zürichs sehr verschieden sind.
Waren sie auch in Kontakt mit den anderen Kantonen?
Ich bin ja auch Präsidentin der Erziehungsdirektoren und dort haben wir sehr oft die verschiedenen Kantone miteinander verglichen.
Ich denke, es ist wichtig, dass die Kantone verschiedene Massnahmen durchsetzen, weil die Kantone unterschiedlich stark von Corona betroffen waren. Es hätte zum Beispiel keinen Sinn gemacht, wenn die Schulen in Appenzell hätten schliessen müssen, weil es im Tessin viele Fälle gab. Ausserdem sind die Schulsysteme in den verschiedenen Kantonen unterschiedlich. Wir in Zürich haben zum Beispiel alle Bildungsstufen von der Kita bis zur Universität. Deshalb war eine unserer grössten Schwierigkeiten für alle Bildungsstufen einigermassen einheitliche Massnahmen zu finden, obwohl diese so verschieden sind.
Deshalb denke ich, dass, es wichtig war, dass alle Kantone ihre eigenen Entscheidungen getroffen haben, obwohl viele Leute das Bedürfnis nach flächendeckenden Massnahmen hatten.
Sind Sie eher pessimistisch oder optimistisch in Bezug auf den weiteren Verlauf der Pandemie?
Obwohl ich eigentlich eine hoffnungslose Optimistin bin, bin ich im Zusammenhang mit dem Virus eher pessimistisch. Momentan ist die Impfbereitschaft etwas zurückgegangen, aber die Mobilität der Menschen hat umso mehr zugenommen. Das haben wir sehr gut an diesen Fussballspielen gesehen. Ausserdem wissen wir nicht, wie sich die Mutanten des Virus weiter entwickeln wird und dazu kommt, dass bald wieder die Wintersaison startet, die ja besonders berüchtigt für Atemwegskrankheiten ist.
Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass die Situation wieder kritischer wird.
Finden Sie die EM pandemietechnisch eine gute Idee?
Nein, finde ich nicht.
Darf ich hier vielleicht ein wenig nachhaken, in Bezug auf den leichten Pessimismus, den Sie ausgedrückt hatten; Was bedeutet das für die Schulen, wenn die meisten ja noch nicht geimpft sind?
Das ist fast schon eine philosophische Frage. Ich hatte mit dem Bundesrat Korrespondenz über die Frage mit den Testungen an den Schulen. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass es die Sache der Kantone sein soll. So steht es auch in der Verfassung: Die Schule ist unser Anliegen. Diesen Grundsatz habe ich immer verfochten, da die individuellen Massnahmen wichtiger sind. Aber wir haben ja ganz klare Schutzkonzepte: Wenn Sie sich treffen, tragen Sie eine Maske, Sie haben klare Regelungen, was die Klassenverbände angeht, es gibt Contact-Tracing für die Schulen, es gibt flächendeckendes Massentesten (anlassbezogen) und das ist ein Teil dieses Massnahmenpakets.
Und wenn wir jetzt sehen, dass die Zahlen in den Schulen steigen (das werden wir relativ bald merken), werden wir in dem Konzept noch weitere Eskalationsstufen verzünden. Z. B. mehr Maskentragen, Verringern der Schülerzahl in der Klasse, flächendeckendes Pooltesting. Da gibt es ganz viele Eskalationsstufen.
Dann sind natürlich grosse Kräfte gekommen, die klagten, ich mache nichts für die Sicherheit unserer Schüler. Nun ist es aber so, dass wenn die Zahlen tief sind, dass man relativ schwer die Motivation aufbringen kann, harte Massnahmen einzuhalten. Wir können nur das anordnen, was wir auch durchsetzen können. Aber wir haben das natürlich alles im Köcher; Wir Werten sehr genau Daten aus und ich stehe auch im konstanten Kontakt mit der Wissenschaft, die mir auch sagt, was zu erwarten ist. Epidemiologen arbeiten ja immer mit ihren Modellen. Ich habe ja auch ein eigenes Team an Wissenschaftlern, die wirklich sehr gute Inputs geben und bereit sind unsere Massnahmen gegentesten zu lassen. Ich denke mir also nicht im stillen Kämmerchen die Massnahmen aus, sondern ich will schon, dass das, was wir anordnen eben breit abgestützt ist.
Und um nochmals auf ihre philosophische Frage zurückzukommen (Was es bedeutet, wenn wir nicht geimpft sind): Wenn wir ganz ehrlich sind, bedeutet, dass diese Lockerungen, die wir jetzt haben, in allen Lebensbereichen zur Folge haben, dass wir die ungeimpften durchseuchen. Ein grauenhaftes Wort, aber es ist so. Das nimmt kein Politiker freiwillig in den Mund. Dort bin ich wirklich in einem absoluten Clinge: Die Wissenschaft sagt: Junge Menschen haben keine schweren Verläufe.
Und da bin ich wirklich hin und hergerissen, ob das in Ordnung ist, Junge Menschen in diesem Kanton einfach durchseuchen zu lassen, nur, weil wir sie nicht impfen können.
Sie werden von ihren epidemiologischen Kontakten bezüglich neuer Mutationen wie bspw. Der Delta-Variante auf dem Laufenden gehalten. Gibt es kantonale Pläne für die Schulen, falls eine allfällige vierte Welle eintreffen sollte?
Wie ich gerade eben gesagt habe: Das ist unser Massnahmenpaket, welches eingesetzt werden wird, falls wir sehen, wie die Zahlen durch die Decke gehen. Dies ist auch ein Vorentscheid in Bezug auf die Durchseuchung, damit möglichst wenige auf einmal krank werden.
Diejenigen, die das in Kauf nehmen, das ist deren Entscheid. Die, die es aber nicht wollen, die verdienen auch einen gewissen Schutz, vorallem, wenn es um ganz junge Menschen geht.
Sie haben gesagt, dass die Impfbereitschaft zurückgegangen ist. Warum, denken Sie, ist dem so?
Ich weiss es auch nicht. Jetzt ist Sommer, schönes Wetter und es scheint nicht so wichtig für die Leute zu sein. Ich kann es ihnen nicht sagen. Ich bedauere es sehr.
Ich verstehe, wenn jemand aus prinzipiellen Gründen nicht geimpft werden möchte. Man muss dann einfach die Konsequenz tragen, dass man dann weniger Kontakt hat oder nicht mehr gewisse Anlässe besuchen kann.
Wobei, die Testbereitschaft hingegen ist relativ gross. Alle, die in die ferien wollen, lassen sich aufwändig testen.
Möglicherweise kann es auch daran liegen, dass das Aneignen eines Impftermins sehr IT-lastig ist. Und dort haben wir auch vorgesehen, dass vor allem ältere Menschen, die weniger technikaffin sind, sich von ihrem Hausarzt helfen lassen. Das haben die Hausärzte dann auch gemacht: Sie haben in ihrer Patientenliste alle Personen angerufen, von denen sie dachten: Diese könnten vielleicht mehr Schwierigkeiten damit haben. Und ich muss ihnen sagen meine Mutter, die 89 ist; Ich wollte unbedingt, dass sie eine Impfung erhält, da sie wahrscheinlich wirklich zur Risikogruppe gehört. Und deshalb haben wir in der Familie zu dritt (mein Schwiegersohn, meine Tochter und ich) versucht, wie wenn es sich um Karten für ein Konzert handelt, zu dem man unbedingt gehen mochte,
Einschub Herr Jud: So war es auch bei den Lehrern, dass man untereinander Nachrichten versendet hat und versucht, hat einander zu helfen.
Ja, also ich glaube bei der Mittelschule war es nicht so ein grosses Problem wie in der Volksschule: dort wollten die Verbände unbedingt, dass man prioritär impft. Das konnte man aber wegen des nationalen Impfkonzepts nicht tun. Man hätte gern gewollt, dass die Lehrer zuerst geimpft würden. Aber im Mai und Juni wollten alle zuerst werden. Dort haben wir aber auch Unterstützung geboten, indem wir Impftermine vermittelten.
Aber die Frage ist mehr: Wie stehen Sie selbst zur Impfung?
Robert: Ich persönlich finde, dass die Impfung eine gute Idee ist, da die Wahrscheinlichkeit bei einer Ansteckung zu sterben deutlich höher ist als eine todbringende Reaktion auf eine Impfung zu haben. Ausserdem ist die Wahrscheinlichkeit angesteckt zu werden hoch. Demnach denke ich, dass es schlauer wäre, die Impfung zu machen, als das unnötige Risiko einzugehen. In meinem Umfeld kenne ich jedoch niemanden, der prinzipiell gegen Impfung ist.
Maria: Ich habe auch gar keine Angst vor der Impfung, ausser, dass ich den Stich der Nadel nicht sehr mag. Aber ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass etwas extrem Schlimmes passieren sollte bei der Impfung. Ich kenne auch niemanden der gegen die Impfung ist.
Es ganz schwer einzuschätzen. Ich habe erst gestern einen Fernsehbeitrag gesehen, in dem junge Frauen gesagt hatten, sie hätten Angst vor Unfruchtbarkeit, wenn sie die Impfung bekämen. Alles was ich an Information bekomme lege ich meinen Wissenschaftlern vor, welche dann meistens irgendeine kennen, die genau das schon mal erforscht oder überprüft hat. Und darum empfehlen jetzt auch die Epidemiologen auch bei Schwangeren die Impfung im zweiten Trimester.
Maria: Ja, alles im Bezug auf die Impfung ist so überwacht.
Ich muss schon sagen, weil ich ja die Zulassungsverfahren kenne für Medikamente. In der Schweiz haben wir dann immer das Gefühl, es dauere zu lange. Die Swiss-Medic ist für das zuständig, und die haben ja alles aufgelistet, was erlaubt und nicht erlaubt ist. Sputnik bspw. Ist nicht erlaubt, obwohl Herr Putin dies wahrscheinlich cool fände. Astra-Seneca ist auch nicht zugelassen. Dann gibt es noch einen, der erst ab Herbst lieferbar ist, dessen Name mir jedoch entfallen ist.
Sie müssen die Entscheidungen des Bundesrates befolgen.
Gibt es nun Entscheide von oben, die ihnen missfielen oder welche Sie nicht nachvollziehen konnten?
Ja, die gibt es. Es ist nicht unbedingt ein Geburtsfehler, aber ich bin Juristin und ich finde einfach das Regelwerk, welches man konstruiert müssen abstrakte Normen sein. Das heisst: Individuelle Lösungen sollten in einem Gesetz oder in einer Verordnung nicht machen. Sie können sich vielleicht erinnern: Aufgrund jener individueller Regelungen gab es am Anfang komische ungleiche Behandlungen gegeben: Warum beispielsweise ein Tatoo-Salon vor den Schulen aufgegangen war, versteht keiner. Ich weiss auch nicht warum man mit einer Bergbahn in die Skiferien darf, aber man darf nicht golfen. Es war zwar nicht Golf-Saison aber auch bei anderen Sportarten, wie Tennis gab es viele junge Sportler, die sich beklagten, warum man bspw. nicht in den grossen Tennishallen spielen darf. Und so gab es ganz viele Dinge, die man auf der einen Seite durfte, welche sehr ähnlich zu gewissen Dingen, die man nicht durfte. Und wegen dieser Ungleichheit ist die gewünschte Balance häufig nicht gelungen. Und damit war ich nicht zufrieden. Ich hatte Herrn Berset schon ein paar Mal gesagt, er solle doch generell abstrakt regeln. Das kann man gut: Sei es mit Abstandsregeln oder Maskenpflicht in Innenräumen. Und sobald bspw. spezifische Zahlen bei der Höchstanzahl von Ansammlungen angeordnet werden, wird es schwieriger dies durchzusetzen.
Was halten Sie von den momentanen Massnahmen?
Haben wir denn jetzt noch welche? Es gibt ja nur noch eine Zahlenbeschränkung. Die ist in Ordnung. Und die Privatveranstalter müssen ihre Schutzkonzepte selbst definieren, was sie auch generell sehr gut machen. Das gibt auch bis zu einem gewissen Grad die Verantwortung den Leuten zurück. Von dieser Eigenverantwortung des Individuums lebt unsere Gesellschaft. Einer der Punkte, die mich störten, war ja auch das Wegnehmen jener Eigenverantwortung.
Als Ergänzung dazu eine Frage zur Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen…
Der Bundesrat hat ja für die Sekundarstufe II immer Maskenpflicht angeordnet. Das hätte er nicht machen müssen. Wir hätten es ja auch gemacht. Und weil ich dann fand, dass gleiche Altersstufen gleichbehandelt werden sollen, haben wir es bei der Sek I auch angeordnet, und dann, als der Bundesrat nun die Massnahmen für die Sek II auflockerte, zu einem, meiner Meinung nach, speziellen Zeitpunkt, musste ich auch für die Sek I wieder auflockern. Wobei; Bei den Sechstklässlern haben wir noch einen juristischen Clinge, aber ich weiss nicht, ob Sie diesen mitbekommen haben: Weil das Verwaltungsgericht in so einem kleingedruckten Nebensätzchen aufgeschrieben hatte, dass sich die Frage stellt, ob die Bildungsdirektion überhaupt Maskenpflicht anordnen darf.
Sie haben die kleinen Nebensätze angesprochen. Gibt es irgendwelche Informationen, die bewussst ein wenig dargelegt wurden, um ein Missverständnis oder sogar eine Panik der Bevölkerung zu vermeiden?
Nein, denn die Kommunikationsfrage war in dieser Krise eigentlich jene Frage, die uns am meisten beschäftigte. Wir sind in so einem Zeitalter, welches so defizitorientiert ist. Auch die Medien sind völlig defizitorientiert. Wir hätten ein goldenes Tram auf die Strasse stellen können und man hätte es als negativ angesehen. Somit muss man immer jedes Wort auf die Goldwaage legen, weil irgendjemand etwas anders verstehen könnte als der andere. Von dem her mussten wir nicht etwas verschweigen, sondern wir mussten jedes Mal intensivst Rechenschaft darüber ablegen, wie wir etwas sagen und transferieren.
Zum Schluss noch eine positive Frage: Was konnten Sie an Gutem von der Pandemie mitnehmen?
Was ich wirklich großartig fand war, wie unsere jungen Menschen das gemeistert haben. Über Sie hat ja nie jemand geredet. Die Alten haben darüber gejammert, dass sie nicht in die Beiz durften oder nicht nach Mallorca in die Ferien durften. Aber Sie haben das sehr gut gemacht und was ich auch merkte ist, dass die jungen Menschen auch wieder mehr die Schule zu schätzen gelernt haben.
Und wirklich ein ganz schöner Tag war jener, an dem die obligatorischen Schulen wieder geöffnet wurden. Ich wohne ja neben einem Schulhaus, und dort sah ich, wie die Lehrer Ballone aufgehängt und «Herzlich Willkommen» hingeschrieben hatten. Alle freuten sich darüber, dass diese Kinder wieder kommen. Das war sehr schön mitanzusehen.
Die negativen Dinge werden wir versuchen müssen, aufzufangen: Es gibt Negatives, aber Sie haben ja nach Positivem gefragt. Also wollen wir nun mit Positivem aufhören.
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Dr. Silvia Steiner ist Regierungsrätin des Kantons Zürich und Präsidentin der schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK.
Maria Schmid und Robert Dätwyler besuchen am LG die Klasse 4d.